Blog, 21.08.2023

Adamah BioHof - wir feiern die Vielfalt

Hast du gewusst, dass es weltweit tausende Sorten Paradeiser gibt? Im offiziellen Sortenregister sind es knapp 4.000, man geht aber davon aus, dass es inklusive nicht im Register erfasster Sorten von Privatzüchter:innen wahrscheinlich sogar 10.000 sein können. Auch bei Erdäpfeln ist die Vielfalt mit etwa 2.000 Sorten riesig. Bekannt sind hierzulande nur sehr wenige und dank eines begrenzten Angebots landen dann doch immer nur dieselben auf dem Teller. Das ist schade! Denn die Geschmacksvielfalt bei Gemüse ist beeindruckend, egal ob Fruchtgemüse, Wurzeln, Knollen oder Blattgemüse! Vielfältige Fruchtformen und Größen, Farben, Aromen und Geschmack – es lohnt sich, hier mal etwas Neues zu probieren.

Wann gilt ein Gemüse als Rarität?

Das haben wir Klemens, einen Experten in Sachen Gemüseanbau bei uns am BioHof gefragt. Klemens ist die rechte Hand von Stefan Zoubek, der bei uns für den Feld- und Feingemüseanbau verantwortlich ist. Als Absolvent der Gartenbaufachschule Langenlois kennt sich Klemens mit Gemüse aller Art bestens aus und ist zudem stets sofort für neue Experimente in Sachen Sorten und Raritäten zu haben. „Rarität ist ja quasi nur ein anderes Wort für Seltenheit und umfasst alles, was wenig und selten angeboten wird. Theoretisch kann also jedes Gemüse als Rarität bezeichnet werden, das nicht in jedem Supermarkt zu finden ist, “ erklärt Klemens den Hintergrund. Für ihn ist aufgrund seines persönlichen Interessensgebiets die Unterscheidung in Gemüseraritäten und Sortenraritäten entscheidend.

Gemüse- und Sortenraritäten

Eine Gemüserarität ist bei uns in der Landwirtschaft zum Beispiel die Haferwurzel. Eine Sortenrarität ist die Ochsenherz Karotte, die wir am ADAMAH BioHof anbauen. Karotten sind ja alles andere als eine Rarität, aber diese Sorte wird selten angeboten. Paradeiser zählen zu Österreichs Lieblingsgemüse, jede:r Österreicher:in isst pro Jahr etwa 30 kg davon. Obwohl es eine große Sortenvielfalt gibt, ist der Großteil die „klassische rote, runde oder längliche“ Tomate. Das ist echt schade, denn gerade bei Paradeisern gibt es alte, seltene Sorten, die als Raritäten bezeichnet werden können, (fast) in allen Farben des Regenbogens schillern. Ein schönes Beispiel ist die Roma Striee, eine optisch attraktive gestreifte Sorte mit festem Fruchtfleisch und intensivem, aromatischem Geschmack. Auch bei der Größe gibt’s bei Paradeisern eine große Bandbreite. Von Ribiselgröße je Frucht wie bei der „Gelben Johannisbeere“ oder der „Roten Ribisel“ können Paradeiser bis zu einem Kilo schwer werden. Die Sorte „Rosa“, die wir in diesem Jahr am ADAMAH BioHof anbauen, schafft unter guten Bedingungen ein stolzes Fruchtgewicht von 900 bis 1.000 g.

Aus dem Vollen

Aus dieser Fülle an Sorten – und natürlich nicht nur bei Paradeisern oder Erdäpfeln – suchen wir uns am ADAMAH BioHof jedes Jahr ein paar besonders interessante Sorten heraus, die wir selber anbauen. Wir ziehen Raritäten-Pflänzchen vorwiegend für unseren Bio-Pflanzenmarkt im Frühling und kultivieren vielversprechende Sorten auch selbst. Schon mal von Melothria, der mexikanischen Minigurke gehört? Sie wird nur 2-3 cm lang und begeistert mit knackigem Biss und einem intensiven Gurkengeschmack. Klemens scherzt gern, dass die Melothria schmeckt als „hätte man den Geschmack einer ganzen Gurke in eine so kleine Frucht gepackt“. Am besten wandert sie frisch gepflückt in den Mund. Genauso wie die Erdkirsche oder der Bratpfefferoni Shishito ist sie in unseren Folienhäusern herangewachsen. Chinese Pink Celery ist Stangensellerie mir rosafarbenen Stängeln, die sich dank dieser optischen Besonderheit super im Salat macht. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel auch die Paradeiser Boka für den Pflanzenmarkt vorgezogen. Die ist klein, aber oho! Die Pflanze wird nur so groß wie eine Wasserflasche, trägt aber viele kleine, süße und saftige Früchte. Boka ist ideal für den Balkongarten, unkompliziert und verspricht auch Hobbygärtner:innen reiche Ernte.

Herausforderungen und Chancen

Aber auch Pflanzenprofis wie uns gelingt nicht immer alles. Beliebte und besonders weit verbreitete Sorten bringen ihre Vorzüge in punkto Robustheit, Krankheitsanfälligkeit, Trockenheitsanpassung und Ernteertrag mit. Außerdem sind sie oft besser lager- oder transportfähig. Klemens erklärt: „Alte oder besonders geformte Sorten bringen meist weniger Ertrag als die typischen. Auch sind viele alte Sorten nicht so krankheitsresistent, hitze- und trockenheitstolerant wie moderne Sorten.“ Raritäten können da oft nicht mithalten, sind sensibler im Anbau und aufwändiger bei der Ernte. Die Yacon kann beispielsweise nicht maschinell geerntet werden, da ihre Knollen leicht brechen und Litschitomaten haben unangenehme Dornen, die die Ernte erschweren. Doch es gibt auch Ausnahmen und manche alten Sorten sind sogar besser an extremere Bedingungen angepasst. Das könnte für die Zukunft interessant werden. Man denke an Süßkartoffeln - früher exotisch, mittlerweile auch schon in der heimischen Landwirtschaft verwurzelt - die mit Hitze bestens zurechtkommen. Aber auch noch unbekanntere Pflanzen wie die tiefwurzelnde chinesische Gemüsemalve haben Wuchskraft und Trockenheitstoleranz. Als Lösung beim Thema Gemüse im Klimawandel sieht Klemens Raritäten allerdings nicht, auch deshalb nicht, weil sie geringeren Ertrag liefern. Grundsätzlich kann man sagen, dass Raritäten mit größerem Aufwand einhergehen und aus diesem Grund auch einen höheren Preis haben. Hier ist es wichtig, dass wir als Landwirt:innen über ihre Vorzüge sprechen und die Geschichten hinter den wertvollen Produkten erzählen.

Zugreifen!

Am ADAMAH BioHof sind wir große Fans von Raritäten und alten Sorten. Der bunt gesprenkelte Forellenschluss Salat ist im Frühling ein Hingucker im BioKistl und die geringelten Chioggia-Rüben oder roter Romanasalat bringen im Sommer frischen Wind in den Speiseplan. Im Herbst gibt’s mit lila Karotten, Schwarzwurzeln und Haferwurzeln erntefrische Gemüseraritäten von den ADAMAH Feldern, die man in Bio-Qualität sonst selten findet. Im Winter freuen wir uns auf Flower sprouts, Navetten und roten Grünkohl von regionalen Bio-Partner:innen. Denn gerne verlassen wir uns bei Raritäten auch auf das Wissen und die Erfahrung von regionalen Bio-Landwirt:innen, mit denen wir oft schon über Jahrzehnte zusammenarbeiten und die sich auf bestimmte Gemüse- oder Sortenraritäten spezialisiert haben. Gemeinsam bringen wir ganzjährig so manche Überraschung hervor und bereichern die heimischen Küchen. Auf jeden Fall heißt es „zugreifen!“ wenn eine Raritätensorte auftaucht, denn weil diese oft nur in kleinen Mengen angebaut werden, kurze Erntezeiträume und einen geringeren Ernteertrag haben, sind sie nur begrenzt verfügbar. Umso besser schmecken sie dann und bringen die Vielfalt auf den Teller!

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