Blog, 29.05.2025

Die ARGE NahtürlichBIO im Slow Food Interview

Die ARGE Nahtürlich Bio wurde 2023 als Kooperation dreier Bio-Pionierunternehmen ins Leben gerufen und ist seit 2025 Unterstützerin von Slow Food Österreich. Wir haben das Team der ARGE Nahtürlich Bio zum Interview gebeten.

Könnt ihr uns etwas über eure Entstehungsgeschichte erzählen? Was war die zentrale Idee hinter eurer Zusammenarbeit?

Die ARGE Nahtürlich Bio wurde 2023 von drei Bio-Pionierunternehmen gegründet, die bereits in der Vergangenheit in unterschiedlicher Intensität zusammengearbeitet hatten. Die zentrale Idee: Jeder Partner konzentriert sich auf seine Stärke entlang der Wertschöpfungskette – vom Bio-Bauern über die Verarbeitung bis zur Belieferung der Kund:innen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Landwirtschaft unabhängiger zu machen, regionale Bio-Produkte besser in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung zu verankern und langfristig stabile, faire Strukturen aufzubauen.

Hinter der ARGE stehen ein Bio-Fleischereibetrieb, ein Bio-Großhändler und eine Biobauern-Genossenschaft – gemeinsam deckt ihr die gesamte Kette „von der Weide bis auf den Teller“ ab. Was hat euch drei, doch sehr unterschiedliche Partner, motiviert, eure Kräfte zu bündeln?

Trotz unserer unterschiedlichen Schwerpunkte standen wir alle vor denselben Herausforderungen: Fachkräftemangel, Ineffizienzen, Probleme in den Lieferketten und fehlendes Know-how in bestimmten Bereichen. Die Zusammenarbeit macht uns zukunftsfit – das Besondere: Wir bieten entlang der gesamten Wertschöpfungskette 100 % Bio, aus einer Hand und mit einem gemeinsamen Qualitätsverständnis.

Ihr verfolgt das Ziel, dass sich Produzent:innen, Verarbeiter:innen und Abnehmer:innen gegenseitig stärken, anstatt von Industrie und Handel abhängig zu sein. Welche Synergien ergeben sich aus eurer Zusammenarbeit – und wie profitieren sowohl Bio-Landwirt:innen als auch die Gastronomie davon?

Die Synergien liegen klar auf der Hand: kurze Transportwege, abgestimmte Abläufe, gebündeltes Wissen und echte Kostenvorteile. Die Bio-Landwirtschaft profitiert von planbaren Absatzmengen und fairen Preisen, während Küchenbetriebe von unserem Know-how, der transparenten Herkunft und der Verlässlichkeit in der Belieferung profitieren.

Eure Vision lautet: „In jedem Gasthaus, jedem Restaurant und jeder Gemeinschaftsverpflegung in Österreich wird täglich ein Bio-Menü angeboten.“ Warum ist es aus eurer Sicht so wichtig, gerade in Gastronomiebetrieben, Kantinen und öffentlichen Küchen verstärkt auf Bio-Lebensmittel zu setzen? Welche Veränderungen erhofft ihr euch dadurch für Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit?

Aus unserer Sicht ist Bio der einzige zukunftsfähige Weg. Wenn die tatsächlichen Umwelt- und Gesundheitskosten („Kostenwahrheit“) berücksichtigt würden, wäre die biologische Produktion allen anderen überlegen. Es geht um Bodengesundheit, artgerechte Tierhaltung und letztlich um das Wohl des Menschen – Stichwort Mikrobiom, Pestizidrückstände oder Nitratbelastung im Grundwasser. Wer heute in Bio investiert, investiert in die Lebensqualität von morgen.

Ihr versteht euch als zentrale Anlaufstelle für Gastronomie und Großküchen beim Umstieg auf Bio-Lebensmittel – insbesondere im Bereich Bio-Fleisch. Welche konkreten Angebote stellt ihr interessierten Küchen zur Verfügung, um ihnen den Umstieg zu erleichtern?

Wir bieten ein breites Spektrum an Unterstützung: persönliche Beratung, Informationsveranstaltungen, Exkursionen zu Bio-Betrieben, Messeauftritte und die zuverlässige Belieferung mit hochwertigen Bio-Lebensmitteln – individuell zugeschnitten auf die Anforderungen des jeweiligen Küchenbetriebs.

Bitte erzählt uns auch von eurem Bio-Berater:innen-Team, den Fachveranstaltungen und der neuen Info-Plattform nahtuerlich.bio: Wie unterstützen diese Angebote Küchenleiter:innen bei allen Fragen rund um Bio-Produkte?

Unser Team vereint Expertise aus allen Bereichen der Bio-Wertschöpfung – vom Landwirt über die Verarbeitung bis hin zur Küche. So können wir auf die individuellen Bedürfnisse jeder Zielgruppe eingehen – sei es für Gastronom:innen, Einkäufer:innen öffentlicher Stellen oder Großhändler:innen. Auf unserer Plattform biofleischinfo.at finden Interessierte laufend aktuelle Informationen, Veranstaltungen und praxisnahe Unterstützung beim Einstieg in Bio.

Viele Gastronom:innen schrecken vor dem bürokratischen Aufwand einer offiziellen Bio-Zertifizierung zurück. Wie steht die ARGE zu diesem Thema? Haltet ihr eine Bio-Zertifizierung in der Gastronomie für unerlässlich? Und wie unterstützt ihr Betriebe dabei?

Wir sehen die Bio-Zertifizierung als wichtigen Schritt für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit. Viele Küchen verwenden heute schon Bio-Produkte, insbesondere Bio-Fleisch – wegen der Qualität. Die Landwirtschaft beweist seit Jahrzehnten, dass kontrollierte Bio-Produktion funktioniert. Wir glauben, dass auch die Gastronomie das schaffen kann – mit unserer Unterstützung. Deshalb haben wir etwa einen Zertifizierungsleitfaden entwickelt, der den Einstieg deutlich erleichtert.

Oft heißt es, Bio-Lebensmittel seien zu teuer – insbesondere für öffentliche Kantinen mit begrenztem Budget. Ihr sprecht in diesem Zusammenhang häufig über den Begriff der „Kostenwahrheit“. Könnt ihr erklären, was damit gemeint ist? Inwiefern ist Bio langfristig gesehen nicht teurer, wenn man versteckte Folgekosten wie Umwelt- und Gesundheitsbelastungen mit einrechnet? Und wie vermittelt ihr diese Botschaft an Entscheider:innen in der Gemeinschaftsverpflegung?

Kostenwahrheit bedeutet, alle realen Kosten mitzubedenken – etwa Umweltfolgen, Gesundheitsbelastungen und die Auswirkung auf unsere Böden und Gewässer. Bio erscheint nur auf den ersten Blick teurer. Langfristig zahlt sich Bio aus – gesellschaftlich, gesundheitlich und wirtschaftlich. Über unsere Zusammenarbeit mit ETÖ schaffen wir eine Plattform, auf der sich Expert:innen aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Handel und öffentlicher Beschaffung vernetzen, um genau diese Botschaft in die Praxis zu bringen und praxistaugliche Lösungen für Bio-Quoten zu entwickeln.

Die ARGE Nahtürlich Bio fokussiert auf Bio-Fleisch, gleichzeitig steigt der Trend zu fleischreduzierten Ernährungsweisen. In einem eurer Blogbeiträge betont Manfred Huber von Sonnberg Biofleisch: „Weniger, dafür qualitativ hochwertige Produkte aus der Umgebung.“ Wie steht ihr insgesamt zum Thema Fleischkonsum? Und wie steht ihr zu pflanzlichen Alternativen, um dem wachsenden Wunsch der Gäste nach vegetarischen und veganen Optionen gerecht zu werden?

Wir begrüßen den Trend, dass sich immer mehr Menschen bewusst mit der Herkunft und Art der Produktion ihrer Lebensmittel beschäftigen. Was oft vergessen wird: Tierhaltung ist ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Landwirtschaft – sie schließt Kreisläufe und ermöglicht die sinnvolle Nutzung von Grünland, das etwa 50% der österreichischen Agrarfläche ausmacht. Wir setzen auf eine langfristig zukunftsfähige Tierhaltung – ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Gleichzeitig haben pflanzliche Alternativen in unserem Sortiment selbstverständlich ihren Platz – es geht um Balance und Qualität, nicht um Dogmen.

Ihr seid Unterstützerin von Slow Food Österreich. Warum ist es euch ein Anliegen, ehrenamtliche Organisationen wie Slow Food zu unterstützen?

Wie auch unsere Kooperation steht Slow Food für gegenseitige Stärkung statt Konkurrenzdenken – und für eine enkeltaugliche Zukunft. Wir teilen das Ziel, gute, saubere und faire Lebensmittel für alle zugänglich zu machen. Deshalb ist es uns ein echtes Anliegen, solche Initiativen zu unterstützen und gemeinsam an einem zukunftsfähigen Ernährungssystem zu arbeiten.

Vielen Dank! Mehr Informationen über die Arbeit der ARGE Nahtürlich Bio gibt's unter www.biofleischinfo.at