gut, sauber, fair

Das sind die drei Kriterien, die für uns als Slow Food ein gutes Lebensmittel ausmachen. Jedes einzelne dieser drei Prinzipien ist wichtig und gemeinsam ergeben sie das Ideal, nach dem wir für eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Ernährungs- und Esskultur streben – und das unsere Slow Food Produzent:innen schon heute leben. 

Um noch mehr Transparenz und Vertrauen gegenüber Konsument:innen und Produzent:innen zu schaffen, haben wir uns 2022 entschlossen, gemeinsam mit unseren Slow Food Produzent:innen sowie vielen Convivienleiter:innen und Sprecher:innen der Slow Food Gemeinschaften eine Art Qualitätscharta zu erarbeiten, die – abgestimmt auf die unterschiedlichen Lebensmittelbereiche – definiert, was wir genau unter gut, sauber und fair verstehen, sodass wir in ganz Österreich, vom Neusiedler See bis zum Bodensee, vom nördlichen Waldviertel bis ins südliche Gailtal von einem gleichen Verständnis unserer Qualitätskriterien ausgehen: 

1 Vorwort

1.1 Gut

Lebensmittel von Slow Food Produzent:innen sind vielfältig, nahrhaft, frisch und gesundheitlich einwandfrei. Sie schmecken zudem hervorragend, regen die Sinne an und sind ein Genuss.

1.2 Sauber

Lebensmittel von Slow Food Produzent:innen werden mit nachhaltigen Methoden und mit Rücksicht auf die Natur gewonnen. Sie werden, ohne die Ressourcen der Erde, die Ökosysteme oder die Umwelt zu belasten und ohne Schaden an Mensch, Tier und Umwelt zu verursachen, hergestellt.

1.3 Fair

Bei der Produktion von Lebensmitteln achten Slow Food Produzent:innen auf die soziale Gerechtigkeit. Es werden also auf allen Stufen der Lebensmittelherstellung Arbeitsbedingungen geschaffen, die Menschen und ihre Rechte achten und sie werden angemessen entlohnt.  Dabei wird Solidarität praktiziert und kulturelle und traditionelle Unterschiede werden geachtet. Darüber hinaus zahlen Ko-Produzent:innen erschwingliche, aber auch wahre, den Kosten und Aufwänden entsprechende Preise für die Lebensmittel.

2 Allgemein gültige Kriterien

2.1 Traditionelles Lebensmittelhandwerk

Lebensmittel werden nicht industriell, sondern mit handwerklichen Anbau- und Verarbeitungsmethoden hergestellt. Damit wird traditionelles Lebensmittelhandwerk als wichtiges Element unserer Kultur bewahrt.

2.2 Biologische Vielfalt (Biodiversity)

Die biologische Vielfalt auf dem Acker, der Weide, im Garten und im Stall wird direkt oder indirekt (z. B. Blühstreifen) erhalten und gefördert. Dabei wird nicht nur die Vielfalt an Tierrassen und Pflanzensorten unseres Ökosystems geschützt, sondern auch die Vielfalt in unserem Nahrungsangebot, was wiederrum die Geschmacksbildung fördert.

2.3 Ökologische Nachhaltigkeit (Sustainability)

Es wird nach der EU-Bio-Verordnung oder ähnlichen, strengeren Vorgaben (z. B. Bio-Austria, Demeter) gearbeitet. Eine fehlende Zertifizierung kann in Ausnahmefällen durch einen von Slow Food Österreich definierten Prozess (Legitimation durch Branchenpartner:innen + Mitglied von Slow Food Österreich) kompensiert werden.

2.4 Kreislaufwirtschaft

Wünschenswert ist, dass das Futter für die Tiere auf dem eigenen Betrieb angebaut und der Dung der Tiere in Form von Mist oder Gülle auf die Felder ausgebracht wird und so ein geschlossener betrieblicher Kreislauf entsteht.

2.5 Ressourcenschonung

Die begrenzten natürlichen Ressourcen, von denen die Landwirtschaft abhängig ist, allen voran Wasser für Bewässerung und Tierhaltung sowie Böden für Ackerbau und Weide, werden geschont.

2.5.1 Boden

Ein gesunder Boden als Voraussetzung für gesunde Pflanzen, gesunde Tiere und damit für gesunde Lebensmittel steht im Mittelpunkt der Bewirtschaftung.

  • Bodenbearbeitung
    Die Bodenbearbeitung erfolgt reduziert und schonend, um unter anderem die Verdichtung des Bodens zu verhindern. Wünschenswert ist eine manuelle Bearbeitung. Bei der Bodenbearbeitung wird jedenfalls darauf geachtet, dass eine übermäßige Störung des natürlichen Bodengefüges (z. B. tiefes Pflügen), Nährstoffverluste (z. B. Bearbeitung im nassen Zustand oder Offen-Liegenlassen) und unnötiger Energieaufwand vermieden werden.
  • Humuswirtschaft und Düngung
    Düngemittel werden zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit bzw. des Bodenlebens eingesetzt. Dabei werden nur Mist, Gülle oder andere organische Düngemitteln verwendet. Auf eine humusfördernde Fruchtfolge sowie das Einarbeiten und die reduzierte Bodenbearbeitung, die allesamt als humusfördernde Bewirtschaftungsmethoden gelten, wird geachtet.
  • Pflanzenschutz
    Pflanzen werden vorbeugend z. B. durch geeignete Arten- und Sortenwahl, Achtung und Förderung der Bodengesundheit, Förderung von Nützlingen durch Erhaltung sowie Schaffung geeigneter Lebensbedingungen für eben jene (Blühstreifen, Hecken, Nistplätze etc.), geschützt. Die Verwendung zulässiger Pflanzenschutzmittel kann dadurch auf ein Minimum reduziert werden.
  • Bodenfruchtbarkeit
    Die Bodenfruchtbarkeit wird durch weite Fruchtfolgen, Zwischenkulturen, Mischkulturen und Gründüngung gefördert.

2.5.2 Wasser

  • Wasserspeicher- und Wasserrückhaltevermögen
    Durch humusreiche Böden werden viele Nährstoffe und besonders Stickstoff im Boden gespeichert, vor der Gefahr des Auswaschens geschützt und den Pflanzen zum Wachstum angeboten. Weiters wird durch einen hohen Humusanteil im Boden ein ausgezeichneter Wasserspeicher, d. h. eine erhöhte Wasseraufnahme- und Wasserhaltekapazität, geschaffen, der zur besseren Wasserversorgung von Nutzpflanzen führt.
  • Bewässerungssysteme
    Es wird auf eine effiziente, ressourcenschonende Bewässerungstechnik (z. B. Tröpfchenbewässerung) geachtet. Falls die Bewässerung über den Boden notwendig ist, wird diese entsprechend der geringstmöglichen Sonneneinstrahlung durchgeführt, wodurch unnötige Verdunstung des Wassers vermieden wird.

2.5.3 Energie

Wünschenswert ist, dass im Zuge einer ressourcenschonenden Lebensmittelherstellung auch auf Energiesparmaßnahmen und -effizienz Bedacht genommen wird.

2.5.4 Umgang mit Nebenprodukten

Bereits bei der Herstellung von Lebensmitteln wird darauf geachtet, „Abfälle“ weitestgehend zu vermeiden. Wünschenswert ist, dass angefallene „Abfälle“ einer weiteren Verwendung zugeführt werden (z. B. Molke als Futter oder Dünger, Trester als Tierfutter, zum Heizen, für Proteinmehl oder Würzsaucen).

2.5.5 Verpackungsmaterialien

Wünschenswert ist, dass im Zuge einer ressourcenschonenden Lebensmittelherstellung auf Verpackung verzichtet wird, wenn dies möglich ist. Dort wo Verpackung zum Schutz des Lebensmittels unabdingbar ist, wird auf die Nachhaltigkeit der Verpackungsmaterialien geachtet.

2.6 Tierwohl

  • Arteigene Bedürfnisse der Tiere wie Bewegungs-, Ruhe-, Nahrungsaufnahme-, Sozial-, Komfort- und Fortpflanzungsverhalten werden weitestgehend respektiert. Während des gesamten Jahres werden den Tieren ausreichend saubere und komfortable Bewegungs- und Ruheräume, natürliches Licht und Schatten sowie frische Luft und frisches Wasser zur Verfügung gestellt.
  • Wünschenswert ist eine betriebsindividuelle Zucht.
  • Tiere werden nur im Einzelfall enthornt, um zu vermeiden, dass sich die Tiere gegenseitig oder die betreuenden Menschen (insbesondere in Tourismusregionen relevant) verletzen.
  • Nahrungsergänzungsmittel oder Puffersubstanzen werden während der Mast nicht verwendet, außer diese wurden von einem Tierarzt für eine Behandlung verschrieben. Für eine therapeutische, medizinische Behandlung werden bevorzugt pflanzliche Produkte verabreicht. Antibiotika und Tierarzneimitteln werden nur mit einer tierärztlichen Verschreibung eingesetzt und nur, wenn es keine andere wirksame Behandlung gibt und eine solche Behandlung unerlässlich ist, um die Leiden und Beschwerden zu lindern bzw. zu heilen.
  • Wünschenswert ist, dass die Tiere am Haltungsbetrieb geschlachtet werden. Andernfalls wird der Weg zwischen dem landwirtschaftlichen Betrieb und der Schlachtstätte möglichst kurz gehalten. Dabei wird vom Verladen des Tieres bis zur Schlachtung darauf geachtet, Stress, Schmerz, Leid und Angst des Tieres zu minimieren.

2.7 Beziehung zwischen Produzent:innen und Ko-Produzent:innen

Um Vertrauen und Transparenz zwischen Produzent:innen und Ko-Produzent:innen zu schaffen, wird ein direkter Beziehungsaufbau gepflegt. Die Rolle der Gemeinschaft als Vermittler von material- und sozialkulturellem Wissen, wozu auch die Esskultur gehört, wird anerkannt und gefördert. Dadurch entsteht ein breites, auf gegenseitigem Austausch basierendes Netzwerk.

  • Durch die Direktvermarktung (Ab-Hof, Markt etc.) wird Wissen aktiv an Ko-Produzent:innen weitergegeben, um ein besseres Verständnis für die Lebensmittelherstellung zu schaffen.
  • Wünschenswert ist, dass eine „Lernmöglichkeit“ für Kinder und/oder Erwachsene am Betrieb geschaffen wird (z. B. Schule am Bauernhof, WWOOFen = World-Wide Opportunities on Organic Farms, Führungen, Verkostungen, Workshops etc.), um Lebensmittelherstellung auch erlebbar zu machen.
  • Wünschenswert ist zudem, dass Informationen vom und über den Betrieb für Ko-Produzent:innen auf einer Webseite oder einem Social Media Kanal zugänglich gemacht werden, damit diese die Herkunft und das Entstehen von Lebensmitteln auch über Online-Recherchen besser verstehen können.

2.8 Arbeitsbedingungen

  • Am Betrieb wird eine partizipative, wertschätzende, familiäre Arbeitsweise/Arbeitskultur gepflegt, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.  
  • Mitarbeiter:innen erfahren im Sinne einer sozialen Gerechtigkeit eine faire Bezahlung für ihre Arbeit.
  • Bei Bedarf werden Mitarbeiter:innen auch Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten, um ein gemeinsames Fortkommen zu fördern.

3 Konkrete Anforderungen

Konkrete Anforderungen nach Produktgruppen

Entsprechend den produktgruppenspezifischen Anforderungen sind im Folgenden über die allgemeinen Kriterien hinausgehende Vorgaben für Slow Food Produzenten:innen dargestellt.

3.1 Wein

  • Um regionale und historische Traubensorten zu erhalten und wiederzubeleben, werden die Sortenvielfalt und autochthone Sorten gefördert und internationalen Rebsorten, die überall wachsen können, vorgezogen. Ergänzend oder alternativ werden auch neugezüchtete, pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWIs) gefördert, da sie eine bessere CO2-Bilanz aufweisen, den Boden schonen und die Rebsortenvielfalt bereichern.
  • Wünschenswert ist, dass der Weingarten durch Bäume und Sträucher sowie eine Unterstockbegrünung (Ökosystem im Weinbau) gestärkt wird.
  • Da schwere Maschinen die Böden verdichten und handwerkliches Arbeiten der Weinqualität dient, wird der Wein handgelesen.
  • Es wird kein Mostkonzentrat zugegeben, da dies den Wein möglicherweise verfälscht.
  • Der Most und die Maische werden nur bis max. 37 °C erhitzt. Um den natürlichen Charakter der Weine nicht zu verfälschen, wird keine Pasteurisation und keine Maischeerhitzung für die Extraktion der Rotweinfarbe vorgenommen.
  • Damit der Wein unverfälscht den Jahrgang widerspiegelt, er nicht manipuliert und seine Harmonie nicht gestört wird, wird auf önologisch-technische Verfahren (z. B. Mostkonzentration) verzichtet.
  • Wünschenswert ist, dass die weinbergs- und kellereigenen Hefen den Wein vergären und ihm sein natürlicher und individueller Charakter gelassen wird (Präferenz zur Spontangärung). Das stellt aber ein hohes Risiko für die Winzerin oder den Winzer dar, wenn nicht genug eigene Hefen vorhanden sind. In diesem Fall werden Reinzuchthefen als Hilfsmittel erlaubt, die den Stil des Weins nicht verfälschen.
  • Um dem Wein die nötige Struktur und Langlebigkeit zu verleihen, wird der Jungwein angemessen lange auf der Hefe gelagert.
  • Wünschenswert ist, dass die Säureregulation vermieden wird. Falls sie erforderlich ist, werden natürliche Prozesse (biologischer Säureabbau) bevorzugt. Nur in Ausnahmefällen wird kohlesaurer Kalk oder Weinsäure verwendet.
  • Die natürlichen Aromen des Weins und der Rebsorten sowie die traditionelle Lagerung im Fass prägen den Wein und keine künstlich zugefügten Aromatisierungsstoffe (z. B. Holzchips und -konstruktionen).
  • Wünschenswert ist ein regionaltypischer Ausbau oder die Lagerung im Holzfass.
  • Eine Entalkoholisierung, als massiver technischer Eingriff, findet nicht statt, da dies nicht einer handwerklichen Weinbereitung entspricht.

siehe dazu auch bei Slow Food Deutschland

3.2 Milch und Milchprodukte

Diese Anforderungen für Slow Food Produzent:innen haben zum Ziel, dass Rohmilch als Teil unserer Ernährung erhalten bleibt. Die Milch und Milchprodukte spiegeln die Tierrasse, die Jahreszeit und die spezifische Art des Futters im Geschmack wider. Bei der Verarbeitung und Reifung von Rohmilchkäse bleibt die einzigartige Aromenvielfalt erhalten.

  • Die Milch für den Käse und die Molkereiprodukte stammen bestenfalls aus dem eigenen Betrieb oder werden lokal in Betrieben, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen, produziert.
  • Wünschenswert ist, dass die Fütterung der Tiere wegen des unverwechselbaren, reinen und intensiven Geschmacks, nur mit Gras und Heu erfolgt.
  • Für die Käseherstellung wird, um die Aromenvielfalt zu bewahren, nur rohe, unbearbeitete Milch verwendet.
  • Wünschenswert ist, dass zur Verarbeitung wegen des eigenständigen Charakters die melkwarme Rohmilch verwendet wird, wenn dies mit der Käsesorte vereinbar ist.
  • Wünschenswert ist, dass Käse wie früher mit tierischem Lab hergestellt wird. Alternativ wird mikrobielles sowie pflanzliches Lab verwendet, soweit sie nicht aus bzw. mit Hilfe von gentechnisch veränderten Organismen erzeugt wurden.
  • Wünschenswert ist, dass die Starterkultur im eigenen Betrieb erzeugt wird. Bei der Verwendung von zugekauften Starterkulturen wird jedenfalls sichergestellt, dass sie nicht aus bzw. mit Hilfe von gentechnisch veränderten Organismen erzeugt wurden.
  • Der Ursprünglichkeit des Käses wird nicht durch die chemische Behandlung der Kruste oder die Räucherung mit Flüssigrauch verfälscht. Sie können hingegen traditionell z. B. mit Tomaten, Wachs, Paraffin, Öl, Grappa, Kohle oder Asche behandelt werden.

3.3 Fleisch

  • Wünschenswert ist, dass das Futter für die Tiere aus eigener Produktion (Weidegras und Heu) stammt, wobei hier die Vielfalt und der Nährstoffgehalt des Futters von Bedeutung sind. Silage wird nur verwendet, wenn sie vom eigenen Betrieb bzw. von Betrieben aus der Region, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen, stammt.
  • Ausreichend Bewegungsfreiheit wird mitunter wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Qualität des Fleischs (intramuskuläres Fett) sichergestellt.
  • Auf ein individuell an die Rasse angepasstes Mindestalter für die Schlachtung wird geachtet. Im Vordergrund steht, dem Tier ausreichend Zeit für die Entwicklung eines qualitativ hochwertigen Fleisches zu geben (feine Muskelfaserung, schöne Marmorierung, intensiv im Geschmack).

Verarbeitete Produkte

  • Wünschenswert ist, dass die Tiere am eigenen Hof geboren, aufgezogen und geschlachtet werden. Alternativ stammt das Fleisch von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Das Fleisch stammt jedenfalls von Tieren, die in Österreich geboren, gehalten und geschlachtet wurden.
  • Es werden nur natürliche Reifungsmethoden und Schimmelpilze verwendet.
  • Wünschenswert ist, dass die Reifung im Ganzen mit anschließender Weiterreifung in Teilstücken erfolgt.
  • Bei der Würzung wird auf frische Kräuter, einfache Gewürze, Gemüseextrakte und Stein- oder Meersalz zurückgegriffen. Generell ist der Salzgehalt, umd en Geschmack nicht zu verfälschen, so niedrig wie möglich zu halten.
  • Wünschenswert ist, dass kein Pökelsalz eingesetzt wird. Wird Pökelsalz verwendet, ist der Einsatz jedenfalls auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Die Produkte werden nicht durch Molke, Caseinate und Milchderivate oder andere Zusatzstoffe (Polyphosphate, künstliche Aromastoffe, Geschmacksverstärker, Farbstoffe usw.) verfälscht.
  • Wünschenswert ist, dass so weit als möglich auf Starter für z. B. Salami (Saccharose, Dextrose usw.) verzichtet wird.
  • Für die Wurstwaren werden Naturdärme oder Därme aus Naturfasern verwendet. Ausgenommen davon sind Brüh- und Kochwürste.
  • Wünschenswert ist, dass die Technik des Warmwurstens angewendet wird.

3.4 Obst und Gemüse

  • Um regionale und historische Sorten zu erhalten und wiederzubeleben, werden vorwiegend diese Obst- und Gemüsesorten kultiviert.
  • Wünschenswert ist, dass diese wegen der natürlichen Umwelteinflüsse im Freiland angebaut werden. Beim Anbau in Glashäusern oder Folientunneln wird auf ökologische Gesichtspunkte geachtet (z. B. Wiederverwendung von Folien, geringer und nachhaltiger Energieaufwand, nachhaltige Wärmesysteme, erneuerbare Energiequellen usw.).
  • Saatgut und Pflanzen, die für die Vermehrung verwendet werden, sind selektioniert, samenfest (keine Vermischung mit Hybridformen) und gesund (Sortenpflege).
  • Wünschenswert ist, dass sie von den Hersteller:innen selbst gezogen werden. Andernfalls stammen sie von zertifizierten Saatguthersteller:innen bzw. Sortenvermehrer:innen, die im Zweifelsfall gewährleisten können, dass das Saatgut der jeweiligen Sorte oder dem Ökotyp zuordenbar ist. Bei der Herstellung des Saatguts wird weder in das Genom noch in die Zelle der Pflanze eingegriffen.
  • Die Sortenauswahl und das Anbausystem werden an die lokalen Gegebenheiten (Boden, Klima) angepasst, um eine möglichst natürliche Umgebung (Bewahrung der Biodiversität an Pflanzen, Tieren und Insekten z. B. durch Wildwuchsflächen, Nistkästen usw.) zu gewährleisten und ein widerstandsfähiges Pflanzenmaterial zu kultivieren.
  • Die Kontrolle von ungünstigen Ereignissen (z. B. Krankheiten, Schädlingsbefall) und von Beikräutern wird durch den Einsatz guter ackerbaulicher Methoden (manueller, physikalischer oder mechanischer Art) vorgenommen.
  • Obst- und Gemüseprodukte werden nach der Ernte nicht mit synthetischen Chemikalien behandelt. Nur natürliche Methoden werden zur Konservierung der Erzeugnisse angewandt.

Verarbeitete Produkte

  • Der Mindestfruchtanteil in Fruchtaufstrichen und Marmeladen beträgt wegen der Aromatiefe 65 %.
  • In pflanzlichen Konserven beträgt der Mindestgemüseanteil wegen der Aromatiefe 65 %.
  • Sekundärzutaten, Gewürze und Kräuter für die verarbeiteten Produkte stammen bestenfalls vom eigenen Betrieb bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen, und sind natürlich und hochwertig. Auf dem Etikett wird der verwendete Rohstoff angegeben (Salbei, Knoblauch usw.).
  • Um die hohe Qualität des Ausgangsproduktes zu bewahren, wird eine schonende Verarbeitungsmethode gewählt.
  • Bei trockenen und getrockneten Produkten wird die Verwendung von chemischen Substanzen jeder Art und die Behandlung mit Kohlenstoffdioxid für die Konservierung (vor und nach der Abfüllung) vermieden.
  • Als Geliermittel wird entweder Apfelpektin oder Agar-Agar verwendet.

3.5 Fisch

  • Wünschenswert ist, dass die Fische aus Wildfang in regionalen Gewässern stammen. Alternativ werden sie in (Natur-)Teichen gezüchtet (Aquakultur). Jedenfalls werden sie nicht in Indoor-Anlagen gezüchtet, da dies nicht dem natürlichen Lebensraum von Fischen entspricht.
  • Wünschenswert ist, dass in der Aquakultur, um regionale und historische Arten zu erhalten, solche gezüchtet werden.
  • Die Fische werden jedenfalls in Österreich geboren, wachsen in Österreich auf und werden in Österreich geschlachtet.
  • Die für die Fischzucht notwendigen Eier werden entweder im eigenen Betrieb gewonnen oder stammen von regionalen Züchter:innen/Betrieben. Dabei wird weder die Vermehrungsfähigkeit (Monosexing, Sterilität) beeinflusst, noch der Chromosomensatz (Triploidisierung) geändert oder auf ein schnelles Wachstum hin gezüchtet.
  • Wünschenswert ist, dass der Teich selbst den Fischen ausreichend Nahrung wie Insektenlarven, Schnecken, Würmer, Plankton etc. bietet. Ist das natürliche Angebot an Nahrung nicht ausreichend vorhanden, werden vorzugsweise hofeigene oder zumindest Futtermittel aus biologischer, österreichischer Erzeugung zugefüttert. Tiermehl, das nicht von Fischen aus biologischer Aquakultur stammt, pflanzliche Futtermittel, die gentechnisch verändert sind, oder industriell verarbeitete Abfälle werden nicht als Tierfutter verwendet. Beim Futter macht der Anteil an Fischmehl aus Überresten von der Verarbeitung einen erheblichen Prozentsatz aus. Mit Ausnahme von Vitaminen werden keine synthetische Futterzusätze (z. B. synthetische Proteine, Astaxanthin/Canthaxantin zur Rotfärbung), chemische Wachstumsförderer und Hormone werden nicht eingesetzt, ebenso erfolgt kein vorbeugende Einsatz von Antibiotika.
  • Der Fischbesatz wird in Abhängigkeit vom Wasserzulauf je Kubikmeter, der Wassertemperatur sowie davon, ob es sich um Quell- oder Bachwasser handelt, gewählt. Wünschenswert ist, dass die Fischdichte unter 30 kg/m3 Wasser liegt. Wünschenswert ist zudem, dass ein Absatzbecken und ein Klärteich vorhanden sind. Alternativ wird maschinell gereinigt.
  • Auf eine mechanische Belüftung bzw. den Einsatz von Sauerstoff wird weitestgehend verzichtet.
  • Die Schlachtung der Fische erfolgt artgerecht mittels elektrischer Betäubung und sofortigem Schlag auf den Kopf. Die Auswaidung erfolgt unmittelbar danach. Auf ein rasches Herunterkühlen der Fische nach der Tötung wird geachtet.

Verarbeitete Produkte

  • Verarbeitete Fischprodukte werden aus Fischen hergestellt, die im Produktionsgebiet geboren, aufgewaschen und geschlachtet wurden.
  • Sekundärzutaten, Gewürze und Kräuter in Fischprodukten stammen bestenfalls vom eigenen Betrieb bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen, und sind natürlich und hochwertig. Auf dem Etikett wird der verwendete Rohstoff angegeben (Salbei, Knoblauch usw.).

siehe auch Slow Fisch Positionspapiere

3.6 Honig

  • Die Standorte, auf welchen die Bienenvölker aufgestellt werden, werden so gewählt, dass die Belastungen für die Bienen und deren Produkte so gering wie möglich sind.
  • Wünschenswert ist, dass die Bienenstöcke so aufgestellt werden, dass im Umkreis von drei Kilometern um den Standort Nektar- und Pollentrachten im Wesentlichen aus biologischen Kulturen und/oder Wildpflanzen oder Kulturen bestehen, die nach Methoden mit geringer Umweltauswirkung behandelt werden.
  • Die Vermehrung der Bienenvölker wird dem natürlichen Verlauf der jahreszyklischen Entwicklung des Bienenvolkes angepasst. Bei der Wahl der Rassen wird auf die Fähigkeit der Tiere zur Anpassung an die Umweltbedingungen, ihre Vitalität und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten geachtet.
  • Wünschenswert ist, dass der Wabenbau mittels Naturwabenbau erfolgt. Andernfalls wird den Bienenvölkern zumindest auf 10 % des Brutraumes ein Naturwabenbau ermöglicht. Anfangsstreifen und Mittelwände bestehen nur aus Wachs von biologisch wirtschaftenden Betrieben.
  • Die Bienenvölker werden nur gefüttert, wenn dies für das Überleben des Volkes klimabedingt erforderlich ist. Dabei wird nur biologischer Honig, biologischer Zuckersirup oder biologischer Zucker zugefüttert.
  • Zur Schädlingsbekämpfung und Krankheitsvorsorge werden nur organische Säuren (Ameisensäure, Milchsäure, Oxalsäure) oder ätherische Öle wie Thymol, Menthol oder Eukalyptol verwendet. Letztere werden auch zur Bekämpfung der Varroa verwendet. In beiden Fällen wird darauf geachtet, dass die Verwendung nicht zur Kontamination des Honigs führt und nur von kurzer Dauer ist (keine Ganzjahresbehandlung z. B. mit Thymol-Rähmchen). Antibiotika wird jedenfalls nicht verwendet.
  • Die Entfernung der Bienen von den Honigwaben erfolgt möglichst sanft (z. B. durch Rauch). Zur Beruhigung und Vertreibung der Bienen werden keine chemisch-synthetischen Mittel verwendet.
  • Der Honig wird nur aus Waben ohne Brut geerntet.
  • Es werden nur Waben geschleudert, die mehr als zur Hälfte verdeckelt sind.
  • Wünschenswert ist, dass der Honig durch Austropfen (Tropfhonig) oder Pressen (Presshonig) der entdeckelten, brutfreien Waben gewonnen oder als Wabenhonig aus frisch gebauten Honigwaben angeboten wird. Bei der Gewinnung des Honigs wird darauf geachtet, dass seine hochwertige Qualität erhalten bleibt.
  • Der Honig wird nicht filtriert und wird zur Reinigung nur dekantiert und/oder durch Groß-, Fein- und Nylonsiebe gelassen.
  • Das Produkt wird nicht über 40 °C erhitzt, um u. a. Kristallisierung und Pasteurisierung zu vermeiden.
  • Es wird nur Honig aus der eigenen Produktion angeboten, der auf ein klar bezeichnetes Produktionsgebiet zurückzuführen ist.
  • In den Räumen, in denen die Übernahme und Verarbeitung des Honigs vorgenommen wird, herrscht eine Luftfeuchtigkeit von unter 60 %.

3.7 Eier

  • Die Eier stammen von Tieren, die in Österreich geboren und gehalten werden.
  • Die Tiere haben jederzeit (24/7) die Möglichkeit, von einem Innenbereich zu einem überdachten und geschützten Außenbereich zu wechseln. Dafür sind die Stallöffnungen zum Außenklimabereich so bemessen, dass sich die Tiere problemlos und uneingeschränkt bewegen können.
  • Den Tieren stehen bei stationären Ställen ihrer Art entsprechend unterschiedliche Boden im Auslauf zur Verfügung: Holz, Gras, Steine, usw.
  • Wünschenswert ist, dass den Tieren ihrer Art entsprechende Nester zum Ablegen der Eier zur Verfügung stehen. Dafür können Einstreunester z. B. mit Buchweizen- oder Dinkelspelzen oder auch Stroh- oder Heunester bei händischer Abnahme in mobilen Ställen verwendet werden. Die Ablage auf Gummimatten wird jedenfalls vermieden.
  • Die männlichen Küken werden nicht geschlachtet, sondern einer Bruderhahnaufzucht zugeführt.
  • Wünschenswert ist, dass den Hühnern ihre eigenen Eierschalen als Calcium-Quelle zurückgegeben werden.

Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren

  • Die Hauptzutaten für die frischen Teigwaren stammen gänzlich oder zumindest teilweise vom eigenen Betrieb. Stammt eine Hauptzutat nicht vom eigenen Betrieb, so stammt sie zumindest von einem Betrieb aus dem lokalen Umkreis, der ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entspricht.
  • Frische Teigwaren werden vollständig im eigenen Betrieb hergestellt. Bei externer Verarbeitung wird sichergestellt, dass ausschließlich die eigenen bzw. gelieferten Produkte verarbeitet werden.
  • Wünschenswert ist, dass die Pastadüsen aus Kupfer und nicht aus Teflon hergestellt werden, da das raue Kupfer der Pasta eine aufgeraute Oberfläche verpasst, was es der Sauce erlaubt, besser zu haften.
  • Wünschenswert ist, dass die Pasta schonend in Form einer Lufttrocknung getrocknet wird, um den vollen Geschmack zu bewahren.
  • Bei der Herstellung von frischen Teigwaren werden, um den Geschmack nicht zu verfälschen, keine raffinierten oder gehärteten Fette, Margarine oder andere Surrogate von Zutaten höherer Qualität verwendet (z. B. Oliventresteröl anstelle von nativem Olivenöl extra).
  • Sekundärzutaten, Gewürze und Kräuter in den frischen Teigwaren stammen bestenfalls vom eigenen Betrieb bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen, und sind natürlich und hochwertig. Auf dem Etikett wird der verwendete Rohstoff angegeben (Salbei, Knoblauch usw.).

3.8 Getreide, Pseudogetreide und Hülsenfrüchte

  • Um regionale und historische Getreidesorten zu erhalten und wiederzubeleben, werden vorwiegend diese kultiviert.
  • Die Sortenauswahl und das Anbausystem werden an die lokalen Gegebenheiten (Boden, Klima) angepasst, um eine möglichst natürliche Umgebung (Bewahrung der Biodiversität an Pflanzen, Tieren und Insekten z. B. durch Wildwuchsflächen, Nistkästen usw.) zu gewährleisten und ein widerstandsfähiges Pflanzenmaterial zu kultivieren.

Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Mehl, Gries, Flocken oder Reis stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Vollkornmehl stammt aus dem ganzen Korn und wird direkt vermahlen, also ohne die Fraktionen zu trennen und dann wieder zusammen zu führen, um wertvolle Inhaltsstoffe zu bewahren.
  • Das Mehl wird nicht durch zugesetzten Vitamine, Säuerungsmittel, Pilzschutzmittel, Verdickungsmittel oder Stabilisatoren verfälscht. Es enthält auch keine anderen chemischen Produkte, die als Konservierungsstoffe oder zur Verbesserung der technologischen Eigenschaften des Mehls dienen, damit sind u. a. auch keine Enzyme, Ascorbinsäure oder Malzmehle/-extrakte erlaubt.
  • Reis bzw. Getreidereis wird nicht einem Bleichverfahren mit Öl (Camolino-Reis), Glucose oder Talkum (polierter Reis) unterzogen.

3.9 Brot und Kleingebäck

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Brot stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Die Hauptzutaten (inkl. den traditionellen Brotgewürzen) werden jedenfalls lokal bezogen. Wenn eine Zutat im lokalen Umkreis nicht zur Verfügung steht, wird die Zutat nach sorgfältiger Auswahl des Herstellers oder der Herstellerin aus der für den Rohstoff heimischen Region (z. B. Pistazien, Oliven) bezogen.
  • Wünschenswert ist, dass das Getreide, um alle wertvollen Inhaltsstoffe bewahren zu können, direkt vor Ort frisch und auf traditionelle Weise (z. B. Steinmühle) vermahlen wird.
  • Die Brote werden wegen seines einzigartigen Geschmacks sowie der längeren Haltbarkeit auf traditionelle Art und Weise mit Natursauerteig geführt. Die Zugabe eines minimalen Prozentsatzes an Hefe ist nur zulässig, um das Gehen zu aktivieren bzw. zu verbessern.
  • Für die Geschmacksausbildung, bessere Bekömmlichkeit und längere Haltbarkeit werden die Brotteige zudem lange geführt.
  • Für Kleingebäck (z. B. für Semmeln oder Briochestriezel) kann abhängig von der Art des Gebäcks Hefe zugegeben werden. Die Zugabe von Hefe wird dabei auf ein Minimum reduziert und eine lange Teigführung, wegen der individuellen Geschmacksausbildung und besseren Verträglichkeit, gefördert.
  • In Ausnahmefällen (z. B. bei Verwendung von Dinkel) kann Malzextrakt für eine zusätzliche Gärstabilität bei Kleingebäck verwendet werden.
  • Um den Geschmack nicht zu verfälschen und das traditionelle Bäcker:innen-Handwerk zu bewahren, werden keine industriell hergestellten Halbfertigprodukte, Backmischungen.
  • Um den Geschmack von Brot und Kleingebäck nicht zu verfälschen, enthalten sie keine Brotverbesserer, Backhilfsmittel, Zusatzstoffe, Stabilisatoren, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Lecithine, Emulgatoren, Farbstoffe, Glanzstoffe, Aromastoffe oder Wachs.
  • Sekundärzutaten, Gewürze und Kräuter für Brot und Kleingebäck stammen bestenfalls vom eigenen Betrieb bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen, und sind natürlich und hochwertig. Auf dem Etikett wird der verwendete Rohstoff angegeben (Salbei, Knoblauch usw.).
  • Bei der Herstellung von Brot und Kleingebäck werden, um den Geschmack nicht zu verfälschen, keine raffinierten oder gehärteten Fette, Margarine oder andere Surrogate von Zutaten höherer Qualität verwendet (z. B. Oliventresteröl anstelle von nativem Olivenöl extra).
  • Wünschenswert ist, dass das Brot und Kleingebäck nicht vor- und später fertiggebacken wird bzw. im Produktionsprozess tiefgefroren wird.
  • Wünschenswert ist wegen seines einzigartigen Geschmacks die Verwendung eines holzbefeuerten Backofens.

3.10 Mehlspeisen

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Backwaren und Mehlspeisen stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Die Hauptzutaten werden jedenfalls lokal bezogen. Wenn eine Zutat im lokalen Umkreis nicht zur Verfügung steht, wird die Zutat nach sorgfältiger Auswahl des Herstellers oder der Herstellerin aus der für den Rohstoff heimischen Region (z. B. Vanille) bezogen.
  • Wünschenswert ist, dass das Getreide, um alle wertvollen Inhaltsstoffe bewahren zu können, direkt vor Ort frisch und auf traditionelle Weise (z. B. Steinmühle) vermahlen wird.
  • Um den Geschmack nicht zu verfälschen und das traditionelle Bäcker:innen-Handwerk zu bewahren, werden keine industriell hergestellten Halbfertigprodukte sowie Backmischungen verwendet.
  • Wünschenswert ist, dass keine (halb)fertigen Zutaten (z. B. Mohn-, Nuss- oder Topfenfülle, Fruchtaufstriche, Eingelegtes, Glasuren), die extern durch Dritte gefertigt wurden, verwendet werden.
  • Bei der Herstellung von Backwaren und Mehlspeisen werden, um den Geschmack nicht zu verfälschen, keine raffinierten oder gehärteten Fette, Margarine oder andere Surrogate von Zutaten höherer Qualität verwendet (z. B. Oliventresteröl anstelle von nativem Olivenöl extra) verwendet.

3.11 Pflanzliche Öle und Fette

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Ölen und Fetten stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Die Reinheit der Saaten sowie eine Lagerung, die der Qualität der Rohstoffe keinen Abbruch tut, wird sichergestellt.
  • Es werden nur kaltgepresste Öle im mechanischen Verfahren hergestellt, wobei auf eine möglichst schonende Pressung geachtet wird, um die geschmackliche Vielfalt zu bewahren.
  • Die gute Qualität und Naturbelassenheit der Öle zeigt sich durch einen sortentypischen Geruch und eine entsprechend intensive Färbung.

3.12 Kakao

  • Die Kakaobäume werden entsprechend ihrer Natur kultiviert (Mischkultur, Halbschatten – keine Monokulturen).
  • Es werden keine Primärwälder zum Anbau der Kakaobohnen abgeholzt und somit keine Ökosysteme für den Anbau zerstört.

Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren

  • Wünschenswert ist, dass Kakaobohnen verwendet werden, die in der Arche des Geschmacks verzeichnet, mit Presidio-Projekten oder mit Erzeuger:innen der Slow Food Communities verbunden sind.
  • Es wird auf eine schonende und ausreichende Fermentation (min. 7 Tage), Trocknung und ggf. Röstung der Kakaobohnen geachtet, um die geschmackliche Vielfalt zu bewahren.
  • Für die Kakaobohnen wird ein fairer Preis bezahlt, der die Existenz der Erzeuger:innen sichert.
  • Wünschenswert ist, dass der höhere Preis auch Projekte mit Mehrwert für die Region (z. B. Schulbildung) fördert.
  • Wünschenswert ist eine direkte Beziehung zwischen Erzeuger:innen und Verarbeiter:innen, um einen fairen Handel sicherzustellen.
  • Auf einen klimaschonenden Transport der Kakaobohne wird geachtet.
  • Die anderen Rohstoffe zur Herstellung der Schokolade stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Zucker wird, um den Geschmack nicht zu verfälschen, nur im unbedingt notwendigen Ausmaß zugesetzt und ist jedenfalls nicht die Hauptzutat des Kakaoprodukts.
  • Die Produkte enthalten, um den Geschmack nicht zu verfälschen keine synthetischen Aromastoffe (z. B. Vanillin), Zusatzstoffe, Palmöl oder Kokosöl.

3.13 Kaffee

  • Der Kaffeestrauch wird entsprechend seiner Natur kultiviert (Mischkultur, Schattengewächs).
  • Es werden keine Primärwälder zum Anbau des Kaffeestrauchs abgeholzt und somit keine Ökosysteme für den Anbau zerstört.
  • Die Kaffeekirsche wird per Hand geerntet, um höchste Qualität sicherzustellen. Dabei werden nur voll reife und unbeschädigte Kaffeekirschen geerntet.
  • Bei der Aufbereitung der Kaffeekirsche wird darauf geachtet, das Aroma und den Geschmack besonders gut zur Geltung zu bringen.

Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren

  • Wünschenswert ist, dass Kaffeebohnen verwendet werden, die in der Arche des Geschmacks verzeichnet, mit Presidio-Projekten oder mit Erzeuger:innen der Slow Food Communities verbunden sind.
  • Für die Kaffeebohnen wird ein fairer Preis bezahlt, der die Existenz der Erzeuger:innen sichert.
  • Wünschenswert ist, dass der höhere Preis auch Projekte mit Mehrwert für die Region (z. B. Schulbildung) fördert.
  • Wünschenswert ist eine direkte Beziehung zwischen Erzeuger:innen und Verarbeiter:innen, um einen fairen Handel sicherzustellen.
  • Die grünen Kaffeebohnen werden, um den Geschmack nicht zu verfälschen, sortenrein importiert.
  • Die Röstung erfolgt, um die Geschmacksvielfalt nicht zu verlieren, schonend und in Form einer kontrollierten Trommelröstung mit einer max. Dauer von 14 Minuten für Espressoröstungen und 8-10 Minuten für Filterkaffeeröstungen (bei einer Temperatur von max. 220 °C).

siehe auch Slow Food Kaffee Bündnis

3.14 Kräuter

  • Bei der Standortwahl wird darauf geachtet, möglichst viel Abstand zu stark befahrenen Straßen, Ballungszentren oder konventionell bewirtschafteten Äckern zu haben, um Schadstoffbelastungen zu verhindern.
  • Wünschenswert ist für die Kräuterqualität eine rein händische Bodenbearbeitung. Andernfalls erfolgt diese jedenfalls sehr schonend.
  • Gedüngt wird ausschließlich mit Kompost. Gülle, Jauche und Mist werden nicht verwendet.
  • Wünschenswert ist für die Kräuterqualität, dass die Ernte händisch durchgeführt wird. Andernfalls erfolgt diese jedenfalls sehr schonend.
  • Wünschenswert ist, dass zur Förderung der Biodiversität nicht alle Pflanzen geerntet werden, um Lebensräume für Nützlinge, Insekten und Tiere zu erhalten.
  • Bei der Wildsammlung wird darauf geachtet, dass das Sammeln die ökologische Stabilität und den Artenerhalt im Sammelgebiet nicht bedroht. Zudem wird ein hygienisch (z. B. Tierkot) und ökologisch einwandfreier Ort gewählt, um Verunreinigungen zu vermeiden.
  • Wünschenswert ist, dass die Produkte aus der Wildsammlung für den Verkauf mit dem Zusatz „aus Wildsammlung“ gekennzeichnet werden.

Verarbeitete Produkte

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Tees und Gewürzen stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Die frisch geernteten Kräuter werden, um den Geschmack nicht zu verfälschen, unverzüglich ordnungsgemäß aufbereitet. Ist eine Zwischenlagerung unvermeidlich, wird darauf geachtet, dass die frischen Kräuter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind.
  • Die Trocknung erfolgt, um die Geschmackstiefe zu bewahren, bei einer Temperatur von max. 40 °C (optimal 30 °C – 40 °C, entspricht Rohkostqualität) schonend und sanft.
  • Wünschenswert ist aus ressourcenschonenden Gründen, dass die Trocknung mittels erneuerbarer Energien oder Abwärme erfolgt.
  • Gewürze und Tees werden um den vollen Geschmack nicht zu verlieren, lichtgeschützt, trocken und kühl gelagert.

3.15 Salz

  • Um das Salz nicht zu verfälschen, enthält es keine synthetischen Zusatzstoffe (z. B. Rieselhilfen).
  • Bei Kräuter- und Gewürzsalzen werden auf dem Etikett aus Gründen der Transparenz die beigemischten Naturkräuter angegeben.

3.16 Spirituosen

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Spirituosen stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen. Wenn eine Zutat im lokalen Umkreis nicht zur Verfügung steht, wird die Zutat nach sorgfältiger Auswahl des Herstellers oder der Herstellerin aus der für den Rohstoff heimischen Region (z. B. Zuckerrohr für Rum aus Kuba) bezogen.
  • Wünschenswert ist, dass auch bei Schnäpsen (nicht nur Edelbränden) eigener Alkohol verwendet wird.
  • Wenn ein natürlicher Farbstoff (z. B. Aroniabeerensaft) eingesetzt wird, wird dieser deklariert.

3.17 Bier

  • Die Rohstoffe (ausgenommen Malz) zur Herstellung von Bier stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Wünschenswert ist die Kultivierung und Verwendung von alten Getreidesorten, um regionale und historische Getreidesorten zu erhalten und wiederzubeleben.
  • Dem Bier wird ausreichend Prozess-, Gär- und Reifezeit gegeben, damit sich die Hefe absetzen kann und ein lebendiger Geschmack erreicht wird.
  • Während des gesamten Prozesses werden keine Klärungsmittel zugegeben. Es erfolgt eine natürliche Klärung über die Schwerkraft.
  • Wünschenswert ist, dass das Bier nicht gefiltert wird und somit seine Aromenvielfalt erhalten bleibt. Alternativ wird eine grobe Filtration (z. B. Schichtenfiltration) angewendet, wenngleich dies einen teilweisen Verlust von Aroma bzw. Charakter des Bieres bedeutet.
  • Das Bier wird keiner Kaltentkeimung und keiner Pasteurisierung unterzogen.

3.18 Essig

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Essig stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Wünschenswert ist, dass die Rohstoffe von traditionellen Reb- und Obstsorten stammen, um regionale und historische Sorten zu erhalten und wiederzubeleben,
  • Der Essig wird mit einer Essigmutter angesäuert.
  • Entsprechend der jeweilig herzustellenden Essigsorte wird das passende Herstellungsverfahren gewählt, um eine bestmögliche Aromaausbildung zu gewährleisten (z. B. Orlean Verfahren, Fermentation über mehrere Monate)
  • Wünschenswert ist, dass der Essig in Holzfässern reift.
  • Es wird weder ein Konzentrat noch ein Zusatzstoff oder ein Antioxidationsmittel verwendet.
  • Der Essig wird nicht pasteurisiert, da Vitamine, Antioxidantien und Geschmack verloren gehen würden.
  • Der Essig wird nicht geklärt, da dieser Eingriff, nicht nur Trub, also abgestorbene Essigbakterien und Eiweiße, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe und Teile der Essigmutter entfernen würde.

3.19 Getränke

  • Die Rohstoffe stammen bestenfalls aus dem eigenen Anbau bzw. von Betrieben aus dem lokalen Umkreis, die ebenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich entsprechen.
  • Wünschenswert ist, dass bei Fruchtsäften, alte, traditionelle Sorten, die von Streuobstwiesen bzw. Hochstammbäumen stammen, verarbeitet werden, um regionale und historische Sorten zu erhalten und wiederzubeleben.
  • Das Obst wird, um sein gesamtes Aroma zu bewahren, wenn dies möglich ist, mit der Schale gepresst.
  • Das Obst wird dabei möglichst schonend gepresst (z. B. Packpressen).
  • Um die Getränke nicht zu verfälschen, werden sie ohne Zusatz-, Farb- und Aromastoffe sowie Geschmacksverstärker hergestellt.
  • Wünschenswert ist, dass die Getränke wegen ihrer Aromavielfalt naturbelassen sind. Ein etwaiger Zuckerzusatz wird jedenfalls auf das unbedingt notwendige Ausmaß reduziert, um den ursprünglichen Geschmack nicht zu verfälschen.
  • Zur Getränkeherstellung werden wegen der geschmacklichen Tiefe, keine Konzentrate, sondern nur Direktsäfte verwendet.
  • Sollte Wasser ein wichtiger Bestandteil des Getränks sein, dann wird dessen höchste Qualität sichergestellt und dessen Herkunft auf dem Etikett angegeben.
  • Um Säfte haltbar zu machen, können diese pasteurisiert werden.
  • Wünschenswert ist, dass die Säfte nicht gefiltert und damit die Trübstoffe zur Geschmacksbildung im Getränk belassen werden.

3.20 Speiseeis

  • Die Rohstoffe zur Herstellung von Speiseeis auf a) tierischer Milchbasis (Kuh, Schaf, Ziege...) oder in Form von b) veganen Sorbets auf Wasser und/ oder Getreide-Basis (Hafer, Soja, Hanf...) stammen bestenfalls von Betrieben aus dem lokalen Umkreis und entsprechen jedenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich .

  • Die Hauptzutaten werden jedenfalls vorwiegend saisonal und lokal bezogen und verarbeitet. Wenn eine Zutat im lokalen Umkreis nicht zur Verfügung steht, wird der Rohstoff nach sorgfältiger Auswahl der Hersteller:innen aus der für den Rohstoff heimischen Region (z. B. Vanille, Kakao, Zitrone, Johannisbrotkernmehl) bestenfalls direkt bezogen.

  • Um den Geschmack nicht zu verfälschen und das traditionelle Handwerk des Eismachens zu bewahren, werden keine industriell hergestellten Basen, Halbfertigprodukte sowie Fertigmischungen, sondern vorwiegend saisonale Urprodukte (z.B. Erdbeeren, Äpfel, Zwetschken, Quitten, Honig, Kürbiskernöl, Basilikum ...), die vorwiegend manuell und vor Ort frisch verarbeitet werden, verwendet.

  • Die Verwendung von österreichischem Bio-Rübenzucker ist - trotz industrieller Herstellung – anderen nicht heimischen Zucker-Arten vorzuziehen. Auf Zucker-Alternativen (z.B. Xylit, Erythrit oder Stevia) wird verzichtet.

Schlussbestimmung

Als offene und integrative Bewegung versteht sich Slow Food als Netzwerk, Plattform und Inkubator für neue Ideen. Seit über 20 Jahren engagieren sich Menschen in Österreich für diese Bewegung. Mit 2023 beginnt eine dreijährige Übergangsphase für all jene, die bereits jetzt im Slow Food Netzwerk in Österreich integriert sind, jedoch eine der oben genannten Kriterien noch nicht erfüllen.

Die Mitglieder von Slow Food Österreich sehen sich dabei als vernetzende Wegbegleiter und Partner.