Neumarkt in der Steiermark

Biohof "Moar in Greith"

Dass in Greith in der Steiermark auf 1.100 Metern Seehöhe ein guter Boden für Getreide ist, das wussten schon „die Alten“. Heute baut Alexander Preiß dort mit Begeisterung Urgetreidesorten wie Ostro-Dinkel und Waldstauderoggen an, produziert daraus mit seinen Eltern Brot und Gebäck – und mahlt das Getreide sogar auf einer selbst konstruierten Getreidemühle.

„Die Waldstaude am Feld ist immer gewaltig.“

Alexander Preiß

Bio-Bauer Alexander Preiß hat eigentlich eine ganz ordentliche Körpergröße. Und doch überragen auch ihn die Ähren des Waldstauderoggens am Feld. „Da schaust du auf zum Korn“, sagt der Landwirt, der vor einigen Jahren die Bio-Landwirtschaft seiner Eltern in Greith in der Steiermark übernommen hat. Ursprünglich als gelernter Schlosser und Snowboardlehrer nur während der Sommermonate auf dem idyllischen Hof in den Seetaler Alpen tätig, widmet er sich mittlerweile ganz der Bewirtschaftung der 85 Hektar großen Landwirtschaft. „Irgendwann hab‘ ich mir gedacht, eigentlich passt das hier ganz gut“, erzählt er. Heute teilt er mit seinen Eltern nicht nur die Begeisterung für die Waldstaude, sondern für Urgetreidesorten generell. Auf seinen Feldern baut er neben Weizen, Roggen und Waldstauderoggen auch die robuste und winterharte Urdinkelsorte Ostro an. Unterstützung bekommt er freilich von seinen Eltern, die sich noch heute um die Backstube kümmern. Vater Johannes Preiß bäckt Woche für Woche 25 Laib Dinkel-Roggen-Brot mit Sauerteig im Holzofen, der rechtzeitig eingeheizt werden will, damit er auf eine Temperatur von 260 Grad kommt. Johannes‘ Frau wiederum bereitet für die Dinkel- und Roggenweckerl einen Kaltansatz vor, bevor sie die 250 Stück Weckerl von Hand formt und bäckt. Verkauft werden Brot und Gebäck seit jeher am Bio-Bauernmarkt in Neumarkt.

Das Getreide für die hofeigenen Backstube wird immer frisch gemahlen – auf einer selbstkonstruierten Getreidemühle. Auf der Suche nach einer neuen kam Alexander Preiß mit einem pensionierten Müller aus der Gegend ins Gespräch, der ihm anbot, eine eigene Mühle zu bauen – mit Lärchenholz aus dem eigenen Wald und Mühlsteinen, die er bei einem Steinmetz in Neumarkt fand. Während ein Teil des Getreides direkt am Hof verbacken wird, ein anderer Teil als Mehl oder Getreide verkauft wird, bewahrt Familie Preiß immer auch einen Teil für die Aussaat im Folgejahr auf. Schon Alexanders Vater Johannes war es wichtig, das Getreide selbst für die Folgeaussaat vermehren zu können. Getreideschalen kommen als Futter für die Rinder zum Einsatz. Denn neben dem Getreide und dem Wald hält Alexander auch 12 Stück Mutterkühe und zwei Domahey-Zwergrinder.

Die sind wiederum die jüngsten Bewohner am Moar-Hof, dessen Geschichte bis 1930 zurückreicht. Das zeigen auch die giebelseitigen Ziegelgitterfenster des Stadels. Sie wurden einst von italienischen Handwerkern in der ganzen Steiermark gebaut und zeugen von einer aufwändigen Stadelbau-Tradition, die man heute nur noch auf wenigen Höfen sieht. Die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft erfolgte Anfang der 1990er Jahre, als eine Bürgerinitiative den Bau einer Mülldeponie in der Gemeinde Neumarkt verhinderte. Die führte auch zu einem gesteigerten Bewusstsein für die Abhängigkeit und dem Wunsch nach mehr Kontrolle über die Lebensmittelproduktion. Mehrere Höfe, darunter auch der von Familie Preiß, stellten zu dieser Zeit auf Bio-Landwirtschaft um und gründeten einen eigenen Bio-Bauernmarkt, der noch heute wöchentlich in Neumarkt stattfindet. Auf der Suche nach alten Dinkelsorten durchforstete Johannes damals das ganze Land („Ich hab‘ sogar auf der BOKU in Wien angerufen“), bis er schließlich in Tirol fündig wurde. Dort entdeckte er auch erstmals den Waldstauderoggen, den er seither auf 1.100 Metern Seehöhe anbaut. Von diesem hören Alexander und Johannes des Öfteren, dass es der beste Roggen weit und breit sei. „Der steht sogar wieder auf, wenn ihn ein später Schnee im Mai umlegt“, sagt Johannes. Kein Wunder, dass der Waldstauderoggen hier so gut gedeiht. Dass Greith ein guter Boden für Getreide sei, das hätten auch schon „die Alten“ immer gesagt.

Danke an die Steiermärkische Sparkasse, die dieses Produzent:innen-Porträt ermöglicht hat.

Auf einen Blick:

Biohof "Moar in Greith"

Alexander Preiß
8820 Neumarkt in der Steiermark
Greith 29