Kainbach bei Graz

Jaklhof

Ein Schicksalsschlag lässt Anna Ambrosch auf den elterlichen Hof zurückkehren. Heute trägt sie mit ihrer gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft zur Ernährungssouveränität bei und züchtet standortangepasste Gemüsepflanzen.

Wir legen jedes Samenkorn mit der Hand in die Erde.

Anna Ambrosch

Anna Ambrosch bezeichnet sich selbst als Spätberufene. Erst ein Schicksalsschlag führt sie nach Jahren als Biogemüsebauberaterin für BIO Austria auf den elterlichen Hof zurück: der Unfalltod ihres Bruders, nachdem sie 2014 den Jaklhof in Kainbach bei Graz übernimmt. Schon davor engagiert sie sich allerdings in der „Arbeitsgruppe Bauernparadeiser“. Darin arbeiten zwölf Bio-Bauern und -Bäuerinnen daran, samenfeste Paradeiser nicht nur zu erhalten, sondern auch an den Standort anzupassen sowie robuster und resistenter gegenüber Krankheiten zu machen. Das Plädoyer des Weltagrarrats für eine kleinstrukturierte Landwirtschaft als Weg zu Beseitigung des Welthungers hin zur Ernährungssouveränität wird zur gemeinsamen Vision.

Der Erhalt samenfester Sorten und ihre Standortanpassung ist Anna ein wichtiges Anliegen, wenn auch eines, das dauert: „Saatgut-Arbeit heißt, in Jahrzehnten zu denken“, erklärt sie. Die Verbesserung einer bereits bestehenden Sorte nimmt zehn bis 15 Jahre in Anspruch. Jährlich werden Paradeiser angebaut und selektiert – nur aus den Früchten der kräftigsten, gesundesten Pflanzen wird Saatgut gewonnen, das im nächsten Jahr erneut angebaut und selektiert wird. Jeder dieser Samen wird von Anna und ihrem kleinen Team mit der Hand in die Erde gesät, jede Jungpflanze händisch pikiert und umgetopft.

Zusätzlich zur Vermehrung samenfester Sorten und dem Jungpflanzen-Verkauf betreibt Anna auf ihrem Hof eine gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft mit 175 Ernteteiler:innen – und das, obwohl sie mit einem eher schlechten Mutterboden zu kämpfen hat: „Mir war schon klar, dass es nicht so leicht werden würde, weil das Gebiet eigentlich nicht geeignet ist für den Gemüseanbau.“ Doch Anna ist eine kreative Kämpferin. Dem weniger gut geeigneten Boden begegnet sie mit Dammkulturen, die selbst Sturzfluten im steilen Gelände aushalten, und einigen Folientunneln, die ihr Bruder als wertvolle Hilfe hinterlassen hat. So schafft sie selbst über den Winter bis zu 70 Sorten aus heizungsfreiem Anbau und versorgt ihre Ernteteiler:innen an 47 Wochen im Jahr mit frischem Biogemüse – von Februar bis Weihnachten.

Danke an die Steiermärkische Sparkasse, die dieses Produzent:innen-Porträt ermöglicht hat.

Auf einen Blick:

Produzent:in

Jaklhof

Anna Ambrosch
8010 Kainbach bei Graz
Jaklhof 1