Seit 2016 bewirtschaftet Roswitha Fauster den Guatl-Hof in Bad Gleichenberg. Auf 14 Hektar – sieben Hektar Forst, fünf Hektar Ackerland und zwei Hektar Grünland – entstehen hier mit viel Sorgfalt nicht nur biologische Lebensmittel, sondern auch Wissen und Genussmomente für Gäste. Gemeinsam mit ihrer Schwester Elisabeth Gindl bilden die beiden die „Wilden Schwestern“, die sich ganz der Kräutervielfalt und der Wissensvermittlung verschrieben haben.
„Uns ist aufgefallen, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, was eigentlich vor der Haustüre wächst.“
Elisabeth Gindl & Roswitha Fauster
Die Liebe zu Landwirtschaft und Gastfreundschaft liegt in der Familie: Schon Roswithas und Elisabeths Eltern führten den ersten Gleichenberger Bauernladen mit Verkostungsmöglichkeiten, aus dem später das beliebte „Gleichenberger Kellerstüberl“ wurde. Als die Hofübernahme anstand, entschied Roswitha – ausgebildete Land- und Forstwirtin sowie Kräuterpädagogin – den Hof zu übernehmen. Elisabeth, Gastronomin und Achtsamkeitstrainerin, führte viele Jahre das Kellerstüberl, ehe die beiden 2025 ihre Kräfte bündelten, um sich ganz auf Landwirtschaft, Wissensvermittlung und Workshops am Hof zu konzentrieren.
Heute ist der ehemalige Kuhstall zur Produktionsküche, zum Hofladen und zur Workshopfläche geworden. Wo einst der Misthaufen war, lädt nun eine Terrasse mit weitem Blick über die umliegenden Wiesen zum Verweilen ein. „Uns ist aufgefallen, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, was eigentlich vor der Haustüre wächst“, erzählt Roswitha. Genau dieses Wissen möchten die beiden (wieder) vermitteln: in Workshops, bei Kräuterwanderungen oder bei ihrem beliebten Kräuterstammtisch. „Wir lieben und leben das alte Wissen unserer Vorfahren“, sagt Elisabeth. In ihren Produkten, aber auch in den Workshops verbinden die beiden einen wertschätzenden Umgang mit der Natur, die achtsame Wahrnehmung des Jahreskreises und einen modernen Lebensstil. Bei „Offline am Guatl-Hof“ laden sie dazu ein, abzuschalten und sich neu mit der Natur zu verbinden. „Was riecht man hier am Hof? Was sieht man? Was spürt man?“, fragt Elisabeth. Gemeinsam werden Pflanzen und ihre Wirkung besprochen, altes „magisches“ Wissen geteilt und auch geräuchert, um mit allen Sinnen in die Jahreskreisfeste einzutauchen.
Dienstags allerdings geht es rund am Guatl-Hof, denn da ist Backtag: Dann bäckt Elisabeth gemeinsam mit ihrer Mutter Bauernbrot aus Hefe- oder Sauerteig, Dinkel-Wildkräuter-Weckerl, Baguettes, Pesto-Stangerl, süße Striezerl und sogar Handsemmeln, die die beiden liebevoll „Principessa“ nennen. Kund:innen sind freilich auch herzlich eingeladen, beim Brotbacken zuzuschauen. An diesem Tag ist auch der Hofladen geöffnet – mit der ganzen Vielfalt der Wilden Schwestern: Sirupe, Senfe, Pestos, Gewürze, Salze, Teemischungen, Honig, Marmeladen, pikante Aufstriche, Räucherwerk und saisonale Besonderheiten wie Pumpkin-Spice oder Chai-Sirup. Seit 2024 ist der Hof offiziell bio-zertifiziert. „Alles, was wir machen, muss Sinn haben“, sagt Roswitha. „Das Wichtigste ist unsere Natur – wir würden uns nicht wohlfühlen, wenn wir etwas täten, das jemand anderem schadet.“
Bei einem Spaziergang rund um den Hof zeigt uns Roswitha die wilde Vielfalt: Beinwell, Rotklee, Schafgarbe, Frauenmantel, Spitzwegerich und Wiesenlabkraut – alles auf nur einem Quadratmeter Wiese. „Die Schafgarbe ist ein wunderbares Würzkraut“, sagt sie. „Und der Spitzwegerich schmeckt herrlich nach Pilzen.“ Weiter geht es zum Permakulturgarten hinter dem Hof, wo Roswitha neben Kulturkräutern seit kurzem auch verstärkt mit Gemüse experimentiert. „Wir probieren vieles – nicht alles, aber vieles fruchtet bereits“, sagt Roswitha. Sie zeigt uns Eberraute-Sträucher am Fuße des Permakulturgartens, aus denen sie ihren Wilden Cola-Sirup zubereitet. Die Brennnessel hat es ihr besonders angetan: „Ein echtes regionales Superfood – das ganze Jahr verfügbar und man kann sowohl Blätter als auch Samen ernten.“
Zurück auf der Terrasse zeigt uns Elisabeth, wie die Wilden Schwestern aus Brennnesselblättern und -samen ihr „wildes Pesto“ zubereiten. Ganz einfach und in Rohkostqualität: „Dazu braucht es keinen Ofen, nur einen Mörser – dazu Brennnesseln, Knoblauch, Salz und Öl. Wer mag, ergänzt Kerne, Nüsse oder Käse, aber es schmeckt auch ohne richtig gut.“ Im Handumdrehen ist das Pesto fertig, schmeckt pur oder zum Verfeinern vieler Gerichte. Gemeinsam kosten wir das frische Pesto auf selbst gebackenem Gebäck zu einem erfrischenden Mojito mit hausgemachtem Gurken-Sirup – der Beweis, wie gut schmeckt, was direkt vor der Haustüre wild wächst.
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Elisabeth Gindl & Roswitha Fauster
8344 Bad Gleichenberg
Bernreither Straße 45
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