Slow Food Manufakturen sind ein unverzichtbarer Teil unseres Netzwerks für gute, saubere und faire Lebensmittel. Sie stehen für handwerkliche Verarbeitung, Sorgfalt, Qualität und verantwortungsvollen Genuss. Als Bindeglied zwischen bäuerlicher Landwirtschaft, Gastronomie und Konsument:innen tragen sie wesentlich dazu bei, dass die Prinzipien von Slow Food über die landwirtschaftliche Erzeugung hinaus auch in der Weiterverarbeitung gelebt werden.
Mit diesem Kriterienkatalog möchten wir Orientierung geben und jene Manufakturen auszeichnen, die sich in besonderer Weise für Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness einsetzen. Unser Ziel ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem handwerklich arbeitende Verarbeitungsbetriebe – von Käsereien über Fleischereien bis zu Kaffeeröstereien – sichtbar werden und als Teil der Slow Food Bewegung Verantwortung für ihre Rohstoffe, ihre Mitarbeitenden, die Umwelt und die kulinarische Vielfalt übernehmen.
Was wir unter gut, sauber und fair verstehen, ist hier beschrieben – mit allgemeinen Kriterien, die für alle Manufakturen gelten, und spezifischen Anforderungen, die sich je nach Verarbeitungsbereich unterscheiden. Die Kriterien für Slow Food Manufakturen bauen auf jenen für Produzent:innen auf – denn viele Manufakturen verarbeiten genau die Rohstoffe, die nach diesen Standards erzeugt werden. Die Produzent:innen-Kriterien findest du hier.
Die Einhaltung der Kriterien wird im Rahmen eines persönlichen Besuchs vor Ort überprüft. Dabei werden die Voraussetzungen gemeinsam mit den Verantwortlichen der Manufaktur besprochen und die Selbsterklärung Punkt für Punkt durchgegangen und ausgefüllt. So entsteht ein transparenter, praxisnaher und partnerschaftlicher Evaluierungsprozess.
Im folgenden Kriterienkatalog verwenden wir den Begriff „Slow Food Manufaktur“ als allgemeine Bezeichnung für handwerklich arbeitende Verarbeitungsbetriebe in der Lebensmittelherstellung. Darunter fallen u.a. Fleischereien, Käsereien, Bäckereien, Getreidemühlen, Ölmühlen, Röstereien sowie Betriebe, die Lebensmittel durch Fermentation, Einkochen oder andere Verfahren haltbar machen.
Uns ist bewusst, dass diese Betriebe sich in Größe, Ausrichtung und Sortiment unterscheiden können. Unser Ziel ist es, die Prinzipien von Slow Food in allen Bereichen der handwerklichen Lebensmittelverarbeitung zu fördern – unabhängig von der spezifischen Betriebsform, Betriebsgröße oder Spezialisierung.
Gemeinsam ist allen Slow Food Manufakturen, dass sie auf Qualität, handwerkliches Können, Ökologie und soziale Fairness setzen – und dadurch einen wichtigen Beitrag für ein gutes, sauberes und faires Lebensmittelsystem leisten.
Guter Geschmack ist ein zentrales Kriterium für Slow Food. Er entsteht durch hochwertige, saisonale, naturbelassene Zutaten, sorgfältige Verarbeitung, Zeit und handwerkliches Können. Gleichzeitig bedeutet „gut“ für uns auch nahrhaft, bekömmlich und vielfältig.
Slow Food Manufakturen verarbeiten saisonale, frische und hochwertige Zutaten, idealerweise im optimalen Reifezustand. Sie bevorzugen traditionelle, handwerkliche und schonende Methoden, die Nährstoffe und Aromen bewahren. Die Produkte zeichnen sich durch natürlichen Geschmack, Frische und hohe Bekömmlichkeit aus – ohne technologische Schnellverfahren, Geschmacksverstärker oder übermäßige Zusatzstoffe. Im Detail erfüllen sie diese Kriterien:
Lebensmittelverarbeitung beeinflusst – wie Lebensmittelproduktion – unsere Umwelt direkt – vom Boden über das Klima bis zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Sauber hergestellte Lebensmittel schützen natürliche Ressourcen, respektieren ökologische Kreisläufe und fördern ein klimafittes Verhalten gegenüber unserem Planeten.
Slow Food Manufakturen arbeiten mit biologisch zertifizierten Rohstoffen und achten auf kurze Transportwege. Verpackungen werden vermieden oder nachhaltig gestaltet. Die Produktion ist ressourcenschonend angelegt: Energie- und Wasserverbrauch werden reduziert, Lebensmittelabfälle vermieden und Nebenprodukte bestmöglich genutzt. Im Detail erfüllen sie diese Kriterien:
Fairness ist die soziale Dimension nachhaltiger Ernährung. Sie bedeutet: respektvolle Arbeitsbedingungen, gerechte Bezahlung, verlässliche Partnerschaften – und eine transparente, vertrauensvolle Kommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Slow Food Manufakturen schaffen faire, inklusive und familienfreundliche Arbeitsplätze, ermöglichen Weiterbildung und fördern ein respektvolles Miteinander. Sie kommunizieren offen über Herkunft und Inhaltsstoffe, gestalten Preise nachvollziehbar und zahlen Mitarbeiter:innen sowie Lieferant:innen fair. Im Detail erfüllen sie diese Kriterien:
Slow Food Fleischereien stehen für natürlichen Geschmack, handwerkliche Verarbeitung und eine respektvolle Haltung gegenüber Tier, Mensch und Landschaft. Sie pflegen regionale Rezepturen und setzen sich für eine zukunftsfähige Fleischkultur ein, die auf Qualität statt Quantität baut.
Wünschenswert ist die Anwendung der Technik des Warmwurstens, um Geschmack und Qualität auf traditionelle Weise zu bewahren.
Das "Bündnis zwischen Gastronomie und Landwirtschaft" (Carlo Petrini) bildet den Kern unserer Bestrebungen. Slow Food Österreich sieht sich als Vermittlerin zwischen beiden Bereichen. Durch eine enge Zusammenarbeit können wir die Verbindung zwischen Erzeuger:innen und Verbraucher:innen stärken und sicherstellen, dass qualitativ hochwertige Produkte den Weg auf unsere Teller finden.
In der Slow Food Gastronomie streben wir eine enge, direkte Zusammenarbeit mit Produzent:innen an, vorzugsweise mit solchen, die von Slow Food für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden. Diese Partnerschaften dienen dazu, die wertvolle Arbeit der Slow Food Produzent:innen zu unterstützen, regionale Besonderheiten hervorzuheben und das Bewusstsein für handwerkliche Lebensmittelproduktion zu stärken, aber auch um eine nachhaltige und verantwortungsvolle Lebensmittelkette zu schaffen.
Slow Food Milchverarbeitungsbetriebe und Käsereien bewahren die Vielfalt und Ursprünglichkeit der Milchwirtschaft. Sie stehen für eine naturnahe Haltung der Tiere, für handwerkliche Veredelung und für eine Käsekultur, die den Charakter von Rasse, Fütterung und Jahreszeit widerspiegelt. Der Erhalt von Rohmilch als lebendigem, aromenreichem Rohstoff ist ihnen ein zentrales Anliegen.
Das Bäckerhandwerk zählt zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Slow Food Bäckereien pflegen dieses Handwerk mit Respekt für Mensch, Natur und Rohstoff. Sie verbinden Genuss mit Verantwortung, arbeiten mit regionalen Zutaten, verzichten auf industrielle Hilfsmittel und setzen auf natürliche Prozesse wie Sauerteigführung, Langzeitgärung und saisonale Vielfalt.
Mehl ist mehr als nur ein Grundnahrungsmittel – es ist die Basis unserer Brotkultur. Slow Food Getreidemühlen leisten einen essenziellen Beitrag zur Qualität von Lebensmitteln und zur Erhaltung alter Getreidesorten. Sie arbeiten mit Zeit, Sorgfalt und Verantwortung, um ursprüngliche Getreideprodukte zu erzeugen, die sowohl ökologisch als auch sensorisch überzeugen.
Pflanzenöle sind mehr als nur ein Trägerstoff – sie sind geschmackliche Essenzen, ernährungsphysiologisch wertvoll und tief in vielen kulinarischen Traditionen verwurzelt. Slow Food Ölmühlen arbeiten handwerklich, transparent und sortenrein. Sie achten auf kurze Wege, hochwertige Rohstoffe und schonende Verfahren, die die natürliche Qualität des Öls bewahren.
Slow Food Manufakturen, die Lebensmittel haltbar machen, setzen auf handwerkliche Verfahren, die den Charakter der Zutaten bewahren und gleichzeitig die Gesundheit, den Geschmack und die ökologische Verantwortung in den Mittelpunkt stellen. Unterschieden wird zwischen zwei traditionellen Methoden: dem Fermentieren und dem Einmachen. Beide haben ihre eigenen Anforderungen:
Kaffee ist nicht nur Genussmittel, sondern auch Kulturgut, soziales Bindeglied und Ausdruck globaler Verantwortung. Slow Food Kaffeeröstereien stehen für sensorische Qualität, handwerkliche Sorgfalt, Transparenz entlang der gesamten Lieferkette und für faire Partnerschaften mit den Erzeuger:innen in den Ursprungsländern.
Dieser Kriterienkatalog versteht sich als lebendiges Dokument, das regelmäßig überprüft und weiterentwickelt wird – im Dialog mit Produzent:innen, Expert:innen und Konsument:innen, um aktuellen Herausforderungen, neuen Erkenntnissen und innovativen handwerklichen Ansätzen gerecht zu werden.
Für einige weitere handwerkliche Verarbeitungsbereiche – etwa Getränkemanufakturen, Schokoladenherstellung sowie Gewürz- und Kräuterverarbeitung – werden derzeit noch spezifische Slow Food Kriterien erarbeitet. Diese folgen in naher Zukunft und ergänzen den bestehenden Katalog Schritt für Schritt.
Deine Unterstützung macht den Unterschied: Mit deiner Spende bewahrst du seltene Obst- und Gemüsesorten und bedrohte Tierrassen, stärkst kleine Produzent:innen und förderst ein gutes, sauberes und faires Ernährungssystem für alle. Gemeinsam setzen wir uns für die Zukunft unserer Lebensmittel ein – regional und weltweit.