Blog, 06.10.2025

Über Vielfalt, regionale Wertschöpfung, Genuss und Gesundheit: ein Gespräch mit Ölmüllerin Julia Fandler von der Fandler Ölmühle

Die Ölmühle Fandler im steirischen Pöllau ist ein Traditionsbetrieb mit fast hundertjähriger Geschichte – und gleichzeitig ein Ort der Innovation. Seit vier Generationen widmet sich die Familie Fandler dem Handwerk des Ölpressens und hat dabei eine einzigartige Vielfalt geschaffen: Heute umfasst das Sortiment 23 verschiedene Bio-Öle – von Klassikern wie Kürbiskern und Walnuss bis hin zu Raritäten wie Camelina, Mohn oder Distel.

Julia Fandler führt das Unternehmen mit einem klaren Credo: Ein Produkt kann nie besser sein als seine Rohstoffe. Dieser Anspruch verbindet sich mit einer tiefen Wertschätzung für Landwirtschaft, Handwerk und Genuss – Werte, die wir auch bei Slow Food teilen. Neben außergewöhnlichem Geschmack stehen dabei immer auch Nachhaltigkeit und gesundheitlicher Mehrwert im Mittelpunkt. Ein besonderes Beispiel dafür ist das Schwarzkümmelöl, das seit Jahrtausenden in der traditionellen Naturheilkunde geschätzt wird und nun das in Bio-Qualität das Sortiment bereichert. Im Gespräch mit Julia Fandler blicken wir auf die Geschichte der Ölmühle, die Vielfalt ihrer Öle, ihre nachhaltige Philosophie – und darauf, was Genuss und Gesundheit bei Fandler untrennbar miteinander verbindet.

FRAU FANDLER, Sie führen das Unternehmen nun in vierter Generation. Welche Werte und Prinzipien begleiten Sie dabei aus der Vergangenheit – und wo haben Sie bewusst neue Wege eingeschlagen?

Mein Lebensmotto ist es, andere Menschen so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Daraus ergibt sich so vieles von alleine: Wertschätzung, Respekt, Vertrauen. Ich habe die Mentalität meines Vaters übernommen, auszuprobieren, woran andere nicht denken oder sich nicht trauen. Ich bin glücklich über meine Wurzeln, meinen Vorfahren gegenüber zutiefst dankbar für das, was sie aufgebaut haben und den Anspruch an Qualität den sie etabliert haben. Dennoch gehe ich auch gern neue Wege.

In einem Statement für unseren Slow Food Genussführer haben Sie einmal gesagt: „Es gefällt mir, dass Slow Food Raritäten und besondere Lebensmittel in den Mittelpunkt rückt.“ Auch die Ölmühle Fandler verfolgt diesen Anspruch: Ihr Sortiment umfasst mittlerweile 23 verschiedene Bio-Öle – von Klassikern wie Kürbiskern- und Walnussöl bis hin zu fast vergessenen Raritäten wie Camelina, Mohn und Distel. Vielfalt spielt also bei Ihnen ebenso wie bei uns eine zentrale Rolle. Was macht diese Vielfalt für Sie so besonders, so interessant?

Vielfalt war schon immer unser Unterscheidungsmerkmal zu anderen Ölmühlen. Wir legen außerordentlichen großen Wert auf die Qualität der Rohstoffe, die schonende Verarbeitung und haben den Anspruch, charakterstarke Öle mit intensivem, sortentypischem Duft und Geschmack herzustellen. Das führt dazu, dass wir kaum an einem Kern vorbeikommen, dem wir nicht sein Tröpfchen Fett entlocken wollen. Fett ist die erste und wichtigste Energiequelle in jeder Zelle. Es schmeckt zwar nicht das Öl aus jedem Kern, aber wir werden nicht müde, es herauszufinden. Die Fandler-Öle stehen nicht nur für Geschmack, sondern auch für Nachhaltigkeit – vom Einsatz erneuerbarer Energien in der Produktion bis hin zur Weiterverwertung des Presskuchens zu hochwertigen Mehlen. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Der sorgsame Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen war für uns immer schon Ehrensache. Möglichst alles verwenden, nichts wegwerfen oder entsorgen, das nennt man heute „Nose-to-Tail“-Philosophie. Bei uns in der Steiermark hat das keinen eigenen Namen, aber eine lebendige Tradition.

Ein Credo der Ölmühle Fandler lautet: „Ein Produkt kann nie besser sein als sein Rohstoff.“ Sie arbeiten seit jeher eng mit Landwirt:innen zusammen, haben beispielsweise den Hanfanbau in Österreich wiederbelebt und 2015 als erste Ölmühle Europas Bio-Chiaöl produziert. Welche Rolle spielt diese enge Partnerschaft mit der Landwirtschaft für Sie?

Die Landwirt:innen liefern uns mit ihrer Arbeit die Grundlage für die Qualität und den Erfolg unserer Produkte. Durch unsere Nachfrage, auch neue Rohstoffe zu kultivieren, unterstützen wir ihre Unabhängigkeit, fördern regionale Wertschöpfung, und bieten alternative Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Fruchtfolge.

Die Öle der Ölmühle Fandler werden in der Spitzengastronomie ebenso geschätzt wie in vielen privaten Küchen. Neben dem Geschmack spielen aber auch gesundheitliche Aspekte für die Ölmühle Fandler eine große Rolle. Welche Bedeutung haben kaltgepresste Öle für unsere Ernährung – etwa in Bezug auf wertvolle Fettsäuren und Mikronährstoffe?

Die Linolensäure, eine mehrfach ungesättigte Omega-3 Fettsäure, ist eine essentielle Fettsäure. Das bedeutet, unser Körper braucht sie, kann sie aber selbst nicht herstellen. Deshalb muss sie von außen, sprich durch Leinöl, Chiaöl, Hanföl, Camelinaöl, Walnussöl …, zugeführt werden. Aber Öle haben auch weitere wichtige Inhaltsstoffe, die unverzichtbar für unseren Körper sind.

Ein besonderes Öl in Ihrem Sortiment ist das Bio-Schwarzkümmelöl, das seit Jahrtausenden als Heilmittel in der traditionellen Naturheilkunde gilt. Der Bio-Schwarzkümmel stammt aus Ägypten, das Öl ist besonders mild und verfügt über eine besonders hohe Wirkstoffkonzentration. Welche gesundheitlichen Vorteile bringt das Bio-Schwarzkümmelöl mit sich – und wofür wird es traditionell eingesetzt?

Als Ölmüllerin ist es mir nicht erlaubt, gesundheitsspezifische Aussagen zu machen. Die Literatur verrät uns aber, welche großartigen Erfolge man mit Schwarzkümmelöl haben kann – bei der Linderung von Allergien, Verdauungsbeschwerden, Stärkung des Immunsystems u.v.m.

Und zuletzt die kulinarische Frage: Wie lässt sich Schwarzkümmelöl in der Küche am besten verwenden, damit sowohl die wertvollen Inhaltsstoffe als auch das Aroma zur Geltung kommen?

Schwarzkümmelöl ist ein sehr intensives Öl mit pfeffriger Note. Aufgrund seiner orientalischen Herkunft passt es somit gut zu orientalischen Speisen oder zu sehr kräftigen Salaten wie Kraut, Sauerkraut, zum Verfeinern von Aufstrichen und zum Finalisieren von Gemüse oder Getreide – vorausgesetzt man mag die gewisse Schärfe, die das Öl in sich trägt.