Blog, 06.03.2024

Wir stellen vor: „Female Chefs“ von Karin Stöttinger

Anlässslich des Weltfrauentags am 8. März dürfen wir euch die Plattform „Female Chefs“ von Karin Stöttinger vorstellen, eine Plattform für mehr Sichtbarkeit der führenden Frauen in der Kulinarikbranche, die Karin 2023 ins Leben gerufen hat.

Karin, kannst du dich bitte unserer Slow Food Österreich Community kurz vorstellen und uns über deinen Werdegang erzählen? 

Mein Name ist Karin Stöttinger, ich bin gebürtige Welserin, stamme und wohne also in Oberösterreich. Mein ganzes Leben lang probiere ich mich immer schon aus und lasse meinen Ideen freien Lauf. Daraus sind die den letzten zehn Jahren drei Kochbücher im Brandstätter Verlag in Wien entstanden, das erste „Shaking Salad“ wurde sogar zum Bestseller und in zwei weiteren Sprachen übersetzt. 

Nebenbei startete ich meinen Foodblog geschmacksmomente.com, auf dem ich bis heute kreativ, einfache Rezepte poste. Der Blog wurde mit allen deutschsprachigen Auszeichnungen wie dem Austrian Food Blog Award mehrmals ausgezeichnet. Mit meinen eigenen, vier Rezeptmagazinen in wundervollen Design, gedruckt auf hochwertigen Papier gelangen uns Designauszeichnungen wie der Red Dot Award. Seit September 2022 bin ich jetzt selbstständige Fotografin und Texterin in meinem Kreativbüro karinstoettinger.com und mein neustes Projekt ist die Plattform female-chefs.com, die Plattform für mehr Sichtbarkeit der führenden Frauen in der Kulinarikbranche. 

Was war für dich der ausschlaggebende Moment oder die Erkenntnis, die dich dazu bewegt hat, eine Plattform wie „Female Chefs“ ins Leben zu rufen? 

Die Erkenntnis, dass einige meiner schönsten Geschmacksmomente bei Köchinnen stattgefunden hat und diese medial absolut unter repräsentiert sind. Meine Suche nach dem Schlagwort „Köchin Österreich“ ergab dann noch genau zwei Treffer und die künstliche Intelligenz fand genau drei Frauen. Das war der ausschlagende Moment und der Grundstein für die Plattform. 

Du sprichst von einem Ungleichgewicht in der Berichterstattung über weibliche und männliche Köche. Kannst du einige der größten Herausforderungen näher beschreiben, mit denen Frauen in der Kulinarikbranche konfrontiert sind? 

Als Außenstehende habe ich eine sehr individuelle Sicht auf die Branche. Was ich feststelle, ist das Ungleichgewicht in der Berichterstattung und auf den Podien dieses Landes. Eine fehlende Sichtbarkeit führt natürlich zu weniger Buchungen, Auslastung, Mitarbeitendenanfragen und Einladungen auf Podien oder Interviews in Magazinen. 

Wie wählst du die Frauen aus, die auf der Plattform vorgestellt werden, und gibt es bestimmte Kriterien, die eine „Female Chef“ erfüllen muss? 

Jede Frau wird am Ende ihres Interviews gefragt, mit wem sie bereits gerne zusammen arbeitet. So spinnt sich der rote Faden zwischen den Interviews immer weiter. Natürlich kommen auch Frauen auf mich zu. 

Wie funktioniert „Female Chefs“ als Wissensdatenbank? Wie würdest du dir wünschen, dass Unternehmen oder Veranstalter:innen darauf zugreifen, um talentierte Frauen in der Kulinarikbranche zu fördern? 

Gerne die Porträts alleine durchklicken oder mich kontaktieren und schauen, wer zur jeweiligen Veranstaltung gut passen würde. Erst heute bekam ich einen Call von einer Strandbadkioskbesitzerin, die im Sommer jeden Montag ein Four-Hands-Dinner veranstaltet und fragte, wer meiner Meinung nach gut dazu passen würde. Aus dem netten Gespräch entsteht vielleicht eine gemeinsame Female-Chefs Veranstaltung vor Ort. Und wie kann man mich fördern? Über die Frauen sprechen und ihre Namen und Geschichten weiter erzählen und nennen, wenn man selbst einmal gefragt wird. 

Kannst du bereits erste Erfolgsgeschichten teilen, bei denen „Female Chefs“ eine Rolle gespielt hat, um die Sichtbarkeit oder den Karrieresprung einer Frau in der Kulinarikbranche zu fördern? 

Bei meiner ersten Podiumsdiskussion in Wien gab es im Anschluss eine informelle Female Chefs Kick-off Veranstaltung rein für die Damen vor Ort. Aus dem Gespräch ergaben sich konkrete Hilfestellungen für eine Köchin, die sich gerade selbstständig machen wollte. Das Feedback war so ehrlich und positiv, dass sie heute kurz vor der Eröffnung ihres ersten Unternehmens steht. 

2023 hat bereits eine erste Netzwerkveranstaltung von „Female Chefs“ stattgefunden. Für die Zukunft planst du noch viel mehr in diese Richtung. Welche Aktivitäten planst du und welche Rolle spielen Netzwerkmöglichkeiten generell für deine „Female Chefs“ Community? 

Netzwerken ist das A und O. Aus den Gesprächen geht immer wieder hervor, dass sich die Damen teilweise untereinander nicht kennen. 

Die ersten Stammtische sind geplant und es wird in jedem Bundesland ein rein weiblicher Stammtisch in kleiner Runde stattfinden. Dabei wird es pro Veranstaltung zwei Wild-Cards für junge Mädchen in Ausbildung geben. Ich glaube, dass beide Seiten profitieren werden. 

Weiters sind die ersten Female Chefs Reisen zu ausgewählten Köchinnen in und außerhalb Österreichs geplant. Dabei steht auch das gemeinsame, das Lernen und Netzwerken im Vordergrund. 

Wie siehst du die Zukunft der Frauen in der Kulinarikbranche, und welche Veränderungen erhoffst du dir durch die Arbeit von „Female Chefs“?

Ich erhoffe mir, dass 2024 die Kulinarikbranche divers erzählt wird. Wie schade wäre es, wenn wir all die Geschichten und Erfahrungen dieser Frauen nicht hören und sehen und vor allem nicht daraus Schlüsse für uns selbst ziehen könnten. 

Was ich mir wünsche ist ein selbstverständliches Miteinander, ein gemeinsamer Auftritt aller Geschlechter und eine Einkehr von Normalität. 

Du schreibst auf deiner Website, dass „Female Chefs“ noch in den Kinderschuhen steckt. Wie können interessierte Personen oder Unternehmen die Plattform unterstützen oder ein Teil davon werden?

Jede Person kann mich auf ganz unterschiedliche Arten unterstützen – von dem/ der Interviewer:in bis hin zur monetären Unterstützung. Ich freue ich über jede Anfrage, denn nur gemeinsam können wir das Thema groß machen. 

Hier kannst du dich MIT „Female Chefs“ vernetzen: 

Fotos: Christian Husar

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